ach, nix der rede wert. ich wollte nur mal liebe und angst in eine geschichte verpacken, in der man nicht auf anhieb weiss, welche buchstaben liebe, und welche angst zelebrieren
man erschaffe im leser ein gefühl...selbst einer der neunundachtzig zu sein - und er bekommt angst. oder auch nicht - wenn er in liebe lebt. weil dann braucht er keine angst haben, wenn ihm irgendetwas irgendworüber runterläuft
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Steves besorgte Miene liess seinen Atem für einen Moment aussetzen. Er musste sich zusammenreissen, um seine angestrebte Ruhe nicht zu verlieren.
„Willst du wirklich wissen, was passiert ist?“
„Ja.“ -sagte er, aber in seinem Ton schwang ein resigniertes, leises Nein eher wahrnehmbar.
Und er hörte Worten zu, die sein Herz für immer brechen werden, denn die Welt hatte die Angewohnheit, anders zu ticken, als er selbst. Sie war teilweise noch furchtbarer, als all die Schmerzen, die er bis anhin kannte.
„Du kennst diesen Menschen?“
„Ja. Das war Mal mein bester Freund.“
Und er hörte die Wahrheit, die er lieber nicht gehört hätte. Er hörte zu, doch etwas in ihm erwachte, was ihm den Glauben in die Welt für immer verändern würde. In ihm kochte Wut, denn er wurde von allen Seiten her belogen, die ihn überhaupt hätten belügen können. Seine Intuition hatte damals versagt und er versuchte sich an die Worte zu erinnern, die sein Freund noch zuletzt verlauten liess. Er versuchte zu verstehen, doch sein Herz verstand es nicht. Versuchte auszuhalten, doch er brach in sich zusammen und weinte innerlich wie ein kleines Kind. Was würde er denen wünschen, die ungeschriebene Regeln so fest verletzten, dass es keine Worte dafür gab?
„Die offizielle Version ist nicht die Wahrheit. Es war den Ärzten nicht möglich, eine andere Diagnose zu stellen, als die Naheliegendste. Dein Freund wurde absichtlich in diesen Zustand versetzt, aus dem es kein Entrinnen gibt. Willst du wissen, wer das getan hat?“
Natürlich wollte er. Er wusste nur nicht, wie er damit umgehen sollte. Seine Sonne ging unter. Sie stand nie zuvor in einer solch dunklen Ecke des Universums, wie gerade in seinem, genau in diesem Moment.
„Was willst du tun?“-fragte Steve, als ob es etwas banales, alltägliches gewesen wäre.
Er wollte etwas antworten. Brachte aber kein Wort heraus.
Er sass auf einem Stuhl, ohne den Hauch eines Gefühls, welches ihm vermittelt hätte, dass er wirklich auf einem Stuhl sass. Der Gelernte hatte ihm ein Paar tiefgreifende Fragen gestellt, welche ihn in seine Kindheit zurückversetzt hatten. Mitten in die Gefühle, die er so gern verdrängt hatte, so gut es nur irgendwie ging. Damit schützte er nicht nur sich selbst, er schützte auch seine Umgebung. Nach kurzer Stille befand er, dass es zu diesen Fragen keine Antworten geben konnte – jedenfalls nicht in diesem Moment. Er entschloss, zuzuhören, was die Bücher dazu zu sagen hatten. Die Worte vermochten ihn nicht zu trösten, denn in ihnen war keine Lösung zu finden – höchstens einige Versuche, der Realität ins Auge zu sehen. Er liess die Schuld weiterhin auf sich lasten und versank in einer längst vergangenen Zeit. Einer Zeit, die nicht enden wollte, so sehr er sich das auch gewünscht hätte.
„Es ist nicht deine Schuld. Du kannst genauso wenig dafür, wie ein Regenschirm, dass es regnet. Dennoch musst du diesen Punkt innerlich überschreiten, denn sonst wird es irgendwann zu spät sein. Du musst dir im Klaren sein, dass da kein Davonlaufen möglich ist, wenn du deine Energie stets neue Wege finden musst, um dich mit deiner Vergangenheit nicht zu versöhnen. Es wird dir niemand helfen können, bevor du dir nicht selbst hilfst.“
Diese Worte waren für ihn nichts neu. Doch der Zeitpunkt war endlich reif, um sie zu verinnerlichen.
„Wenn du mich fragst, dann hattest du nicht einen Kontakt mit dem Tod, oder Gott, oder was auch immer, sondern mit deiner Angst. Die nahm überhand, als du gemerkt hast, dass es nicht anders möglich ist, weiterzumachen. Deine Angst könnte also das dunkle gewesen sein, in das du hinein getaucht bist und die dir zu dem Zeitpunkt als Antrieb diente, was vielleicht das Beste war, was euch passieren konnte. Doch, es ist manchmal an der Zeit, die Angst los zu lassen, damit sie nicht weitere Kreise zieht, die nichts mit ihr zu tun haben.“
Was hätte er darauf noch antworten können? Wenn er ehrlich sein wollte, dann musste er sich eingestehen, dass Vertrauen und Liebe die Antwort gewesen wären, doch diese brauchten genauso Zeit, wie Verdrängung. Nur dass das eine keine Lösung sein konnte, das Andere vielleicht schon. Er verlor sich wieder in seinen Gedanken, obwohl er so tat, als sei er im Raum anwesend.