Gut - Böse - und die Liebe

Mysteriöse Erfahrungen, Weisheiten, Rätselhaftes.
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Dr. Acid
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von Dr. Acid »

Capablanca hat geschrieben: Jedoch, um es zu betonen, nur in meiner Einteilung. Ich betreibe sozusagen selbst Philosophie ;-) Was Fromm dazu denkt, ist mir eigentlich egal. Ich finde Fromm hat sehr wertvolle Sachen geschrieben, deswegen muss ich aber nicht alles übernehmen, was er gedacht hat. Wieso soll er mein Weltbild denken?
Ich denke es selbst und versuche dabei kritisch zu sein.

Dir dürfte ja auch klar sein, dass es in dieser Diskussion keine endgültige Wahrheit geben wird (sie führt quasi zu nichts). Kein Recht oder Unrecht. Lediglich verschiedene Auslegungen gewisser Phänomene des Seins ...
Ja das wird ein ganz interessanter Artikel um darauf zu antworten, was ich momentan leider nicht kann, da ich auswärts in der Schule bin.

Nur ganz kurz:

Ja warum sollte man Philosophie studieren, wenn das, was man studiert, Philosophie ist? Und wer macht etwas anderes als zu philosophieren? Das lässt sich grundsätzlich sagen und fragen. Ich mein, logisch hast Du nur Deine Einteilung, Du hast ja gar keine andere. Insofern finde ich auch diese Auseinandersetzung interessant, weil verschiedene Menschen sich das Eine immer verschieden erklären. Und mir ist ist voll bewusst, dass es in dieser Diskussion keine endgültige Wahrheit geben wird, da letztlich jede Ansicht subjektiv ist und jede Subjektivität vor der anderen Subjektivität gleichwertig ist und nicht wissen kann, ob sie "recht" hat oder richtig liegt. Dass diese Diskussion in Rechthaberei ausartet würde ich sowieso nicht begrüssen, um Subjektivitäten zu streiten finde ich irgendwie müssig. :-$

Es gibt sicher auch Aussagen von Dir, die ich auf Grund meiner Denkensweise nie werde verstehen, begreifen oder integrieren können, was ja auch gut so ist und etwas anderes zu behaupten wäre schon ziemlich arrogant. Es wird Dir auf der anderen Seite genau so gehen.

Es fragt sich dann, warum unterhält man sich denn, es gäbe ja gar nichts wichtiges zu sagen, nicht?

Sich letztlich nicht zu verstehen gründet immer in der Individualität und der Eigenschaft jemand anders nicht verstehen zu können, weil man auf die Art und Weise denkt, wie man denkt und der andere eben anders denkt. Die Unverständigkeit beginnt schon im Verstehen und dem Begreifen der Bedeutung von Wörtern. Man benutzt zwar das selbe Wort, aber ob das beide Gesprächspartner in ihrem Inneren genau gleich begreifen und ihm die selbe Bedeutung geben, ist nicht gegeben. Man redet also über das Selbe und versteh sich trotzdem nicht. Eine ganz normale Konsequenz des Mensch seins.

Es sind ja immer nur Darstellungen von Ansichten und Meinungen, dessen bin ich mir schon bewusst.

Ich für meinen Teil kann das so erfassen und im weitesten Sinne verstehen, wie er geschrieben hat, das heisst ja nicht, dass er mein Weltbild denkt, nur weil ich Teile davon in das eigene aufgenommen habe.
Im Gegenzuge könnte ich auch anmerken, dass der Buddhsimus Dein Weltbild zu einem grossen Teil denkt, wenn ich mir so ansehe wie Du schreibst. Aber vielleicht verstehe ich diese Anmerkung auch falsch?

Wie viel von dem, ist wirklich selbst erdacht?

Das ist sehr schwierig zu entscheiden, ich für mich selbst z.B. hätte grosse Mühe zu unterscheiden, was ich adaptiert hätte und was ich tatsächlich selbst erdacht hätte.

Und wer sagt, dass Du selbst denkst?, vielleicht wirst Du gedacht und bildest Dir nur ein, selbst zu denken? Gerade im buddhistischen Glauben könnte das ein fataler Irrtum sein. Denn das Ego glaubt es denke selbst und wird doch von Buddhanatur gedacht?

Man könnte vielleicht auch sagen, ich habe die Zusammenhänge dargestellt, wie ich die Liebe verstehe, Du hast Die Liebe dargestellt, wie Du sie siehst, dass diese Unterhaltung oder Darstellung eigentlich beendet ist?

Etwas das nicht leidet, kann man das auch lieben? Oder ist Liebe daran gebunden, ein Manko zu decken oder füllen?

Auf den Rest Antworte ich wenn ich zu Hause bin.

Gruess und Merci für Deine ausführliche Stellungnahme, die ich sehr schätze. /color
Capablanca

Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von Capablanca »

Dr. Acid hat geschrieben:Ja warum sollte man Philosophie studieren, wenn das, was man studiert, Philosophie ist?

Übertragen auf die Biologie, würde die Frage jetzt heißen:
"Warum sollte man Biologie studieren, wenn das, was man studiert, Biologie ist?" :-k

Sorry, ich verstehe diese Frage nicht.
Und ich habe nicht gesagt, dass ich Philosophie studiere, sondern dass ich meine eigenen philosophischen Überlegungen führe und den "Input" sehr kritisch aufnehme.
Dr. Acid hat geschrieben:JUnd wer macht etwas anderes als zu philosophieren?

Wo? Im Leben, in diesem Forum oder in diesem Thread? In diesem Forum wird sehr viel philosophiert, falls du darauf hinauswolltest. Diese 2 Fragen verwirren mich aber ein wenig.
Dr. Acid hat geschrieben:Ich mein, logisch hast Du nur Deine Einteilung, Du hast ja gar keine andere.
Ich habe eine Einteilung, die sich im großen und ganzen so verhält, dass Liebe streng vom Trieb getrennt wird.
Fromm macht das nicht. Im Übrigen habe ich das Gefühl, dass du auf meine Fromm-Kritik nur deshalb so reagiert hast, weil du angenommen hast, ich würde damit implizit auch dich kritisieren. Dabei war das keineswegs so gedacht. Ich habe selbst ein Buch von ihm und einige Artikel bezüglich seiner Liebe-Einteilung gelesen. Die Selbstliebe ist beispielsweise ein Spuk, für den er verantwortlich ist. Sie gab es zwar auch vorher, durch die christliche Selbstliebe, aber ich habe bereits oben erläutert, wie die katholische Teologie das versteht. Nämlich hat das christliche "wie dich selbst" rein gar nichts mit Fromms Selbstliebe (die lediglich ein nicht-pathologischer Narzissmus sein soll) zu tun.

"Handlungsnetze – Über das Grundprinzip der Ethik" (S. 13):
"In Wirklichkeit geht es in der Forderung, den Nächsten wie sich selbst zu lieben, anstelle von Selbstliebe um die Fähigkeit, sich selber in die Situation anderer hineinzuversetzen und dann in deren wirklichem Interesse zu handeln."

Die christliche Nächstenliebe beruht ebenso auf dem Mitgefühl, wie der Buddhismus (den du hier relativ abwertend behandelt hast - haben das Christen so an sich? ;-)) sowie auch der Großteil der westlichen Moralphilosophie. Ich würde mich nicht als Buddhisten bezeichnen, aber das, was ich mir logisch erklären kann, nämliche die moralphilosophische Betrachtung, läuft nun mal mit dem Buddhismus Hand in Hand und für mich ist das eine durchaus sinnvolle Religion. Ich glaube aber nicht an die Wiedergeburt, an das Karma oder an die Buddhanatur (lehne diese Konzepte jedoch auch nicht ab, sondern lass sie auf mich wirken ;-)), viel mehr sind für mich die rein philosophischen Aspekte des Buddhismus interessant.


Dr. Acid hat geschrieben:Es fragt sich dann, warum unterhält man sich denn, es gäbe ja gar nichts wichtiges zu sagen, nicht?
Man unterhält sich wegen der Unterhaltung ;-)

Dr. Acid hat geschrieben:Ich für meinen Teil kann das so erfassen und im weitesten Sinne verstehen, wie er geschrieben hat, das heisst ja nicht, dass er mein Weltbild denkt, nur weil ich Teile davon in das eigene aufgenommen habe.
Denk dir doch bitte einfach den Bezug zu dir in meiner Kritik Fromms weg. Ich habe die Texte Fromms gekannt, noch lange bevor hier im Forum ein Dr. Acid aufgetaucht ist. Ich finde nur diesen ewigen Bezug zu Fromm (und das ist nicht nur in diesem Thread bzw. Forum so) einfach oft zu einseitig, als ob er der einzige ist, der die Weisheit in Bezug auf die Liebe mit dem Löffel "geschaufelt" hat :-)

Dr. Acid hat geschrieben:Im Gegenzuge könnte ich auch anmerken, dass der Buddhsimus Dein Weltbild zu einem grossen Teil denkt, wenn ich mir so ansehe wie Du schreibst. Aber vielleicht verstehe ich diese Anmerkung auch falsch?
Jupp. Das könnte durchaus zutreffen. Wie schon oben erklärt. "Im Gegenzug?" Ich habe wie gesagt bei meiner Fromm-Kritik nicht an dich gedacht.
Dr. Acid hat geschrieben:Wie viel von dem, ist wirklich selbst erdacht?
Wohl der kleinste Teil, weil das heutzutage gar nicht anders möglich ist. Es ist schon an vieles gedacht worden. Heute kann man fast nur noch kombinieren.
Dr. Acid hat geschrieben:Das ist sehr schwierig zu entscheiden, ich für mich selbst z.B. hätte grosse Mühe zu unterscheiden, was ich adaptiert hätte und was ich tatsächlich selbst erdacht hätte.
Richtig. Ich mache nur Folgendes: wenn ich etwas lese, glaube ich nicht das, was ich lese, ich nehme es nur zunächst wertfrei in mich auf. Und lass es wirken ;-)
Ich weise hier explizit darauf hin, dass ich dir nicht unterstelle, du würdest es anders tun und das ich nicht weiß, wie du es tust.
Dr. Acid hat geschrieben:Und wer sagt, dass Du selbst denkst?, vielleicht wirst Du gedacht und bildest Dir nur ein, selbst zu denken?
:-) möglich, möglich, möglich.
Dr. Acid hat geschrieben:Gerade im buddhistischen Glauben könnte das ein fataler Irrtum sein.
Ich habe keinerlei buddhistischen Glauben.
Dr. Acid hat geschrieben:Denn das Ego glaubt es denke selbst und wird doch von Buddhanatur gedacht?
Mir ist es egal, wen die Buddhanatur denkt. Mit den religiösen Aspekten des Buddhismus habe ich mich bisher nicht ausreichend beschäftigt, um daraus persönliche Konsequenzen für mein Glaubenssystem zu ziehen.
Dr. Acid hat geschrieben:Man könnte vielleicht auch sagen, ich habe die Zusammenhänge dargestellt, wie ich die Liebe verstehe, Du hast Die Liebe dargestellt, wie Du sie siehst, dass diese Unterhaltung oder Darstellung eigentlich beendet ist?
Wenn du diskutieren möchtest, können wir das gerne machen.
Dr. Acid hat geschrieben:Etwas das nicht leidet, kann man das auch lieben?
Natürlich. Wie würde ich den sonst die ganzen Lieben lieben, die ich in meiner Einteilung angeführt habe?

Die Liebe zu bloßen Gegenständen (die nicht leiden können) ist aber nicht mehr moralischer Natur. Für mich fällt das nicht mehr unter den Begriff der Liebe, nicht im engeren Sinne zumindest.
Dr. Acid hat geschrieben:Oder ist Liebe daran gebunden, ein Manko zu decken oder füllen?
Nein. Wie schon häufig gesagt, ist sie (imo) an das Mitgefühl gebunden und nicht z.B. an das schopenhauersche Mitleid.
Das Grundkonzept bleibt aber dasselbe. Für mich lässt sich mit Mitgefühl die Liebe leichter erklären als mit jedem anderen Erklärungsversuch. Die Mitgefühls-Theorie könnte sich sogar naturwissenschaftlich (Evolution) erklären lassen, ohne jegliche Transzendenz.

Übrigens:
Ich halte die Annahme, mann müsse sich selbst lieben, um geliebt zu werden, für zweifelhaft.
Gerade wenn man glaubt, man müsse etwas tun, um geliebt zu werden, verlangt man die Liebe. Nach ihr kann aber nicht verlangt werden. Liebe ist einfach.

Hierzu das schon mal zitierte von Nietzsche.
"Das Verlangen nach Gegenliebe ist nicht das Verlangen der Liebe, sondern der Eitelkeit."

Und Narzissmus und Eitelkeit sind doch eigentlich Wechselbegriffe?

Übrigens (Teil 2):
Hast du oben irgendwo gesagt, du würdest die Religionen nicht spalten wollen und das alles unter ein Hut zu bringen versuchst. Also, dass du kein Spalter bist.
Ich habe zum Buddhismus bisher (ausgenommen dieses Posts) nirgends Stellung bezogen, crawltothesky hat ebenfalls relativ wertfrei gesprochen, und du bist der einzige, der hier Gift über und zwischen den Weltreligionen zu streuen versucht. Das ist zumindest mein Eindruck von dir. Vielleicht ist mein Eindruck ja falsch?
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crawltothesky
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von crawltothesky »

Psychobella hat geschrieben: Bewertet man nicht immer nach seiner Ichvorstellung? Selbst wenn man diese hasst? :-k
Eines meiner Ziele und jedes ernshaften Buddhisten ist, die Ichvorstellung als eine Vorstellung zu erkennen und sie loszuwerden. Dazu brauche ich sie nicht zu hassen, das ist sogar eher ein Hindernis.
Dr. Acid hat geschrieben:Ich glaube im Übrigen nicht, dass Buddha die Erleuchtung erlangt hat, er hätte sonst sicher erkannt, dass er nicht der Einzige wäre und das auch Frauen Erleuchtung in ihrem jetzigen Leben erlangen können. Völliger Stumpsinn zu glauben, nur Männer könnten Erleuchtung erlangen. ](*,)
Also ich bezeichne mich als Buddhist und es ist das erste Mal, dass ich so eine Behauptung höre. Ich habe schon viel buddhistische Literatur gelesen und meineswissens nach gibt es genügend Frauen in der Geschichte des Buddhismus, die die Erleuchtung erlangt haben sollen.
Ich wüßte gerne, wie Du also zu der Aussage kommst, der Buddhismus würde die Frau nicht auf eine selbe Stufe mit dem Mann stellen.
Mag sein, dass es irgendwo eine Schule gibt, die so etwas behauptet, aber ich schließe ja auch nicht von Jehovas Zeugen auf die Allgemeinheit der Christen.
Dr. Acid hat geschrieben:Im Übrigen behauptet Buddha, dass Buddhanatur ewig sei, genau so ist Gott das im Christentum. Buddha behauptet alle Existenz komme aus der Buddhanatur und genau so kommt alle Existenz aus Gott oder zumindest die Idee der welt aus Gottes Geistes- und Einfallsreichtum.
Der Buddhismus schreibt dem Geist keine Schöpfernatur zu, sondern nur Eigenschaften. Von Einfallsreichtum kann also nicht die Rede sein, weil die Realität durch die Bewusstseinsströme, die sie "bevölkern" geschaffen wird.
Ganz im Gegensatz dazu steht die Schöpferauffassung des Christentums.
Dr. Acid hat geschrieben:Das kenne ich auch so, darum ist der Buddhismus keine Religion, sondern eine Parawissenschaft mit einem grössenwahnsinnigen Anführer, der sich eingebildet hat, er wäre der einzige Erleuchtete, der lebt. Ja dass immer nur ein Erleuchteter leben würde. Daran, dass jeder die Grenze vom Ego zum Selbst überwinden kann, auch gleichzeitig und Erleuchtung ein höchst individueller Prozess ist, hat er nur theoretisch gedacht.
Der Buddha Shakyamuni vor 2500 Jahren war der <edit> vierte </edit> von mehreren Erleuchteten. Den Akt, seine Ichvorstellung zu überwinden nennt man übrigens Befreiung und nicht Erleuchtung. Und die Grenzen überwindet man oft, so denke ich. Befreiung ist jedoch, die Ichvorstellung komplett hinter sich zu lassen.
Dr. Acid hat geschrieben:Ich denke auch, dass wahre Religion immer das Leben liebt und respektiert und daher auch bereit ist alte Glaubenssätze zu vergessen, um neue zu finden, wenn sie der Gemeinschaft dienen. Für einen wahren Gläubigen kann es daher gar nicht wichtig sein, was in seiner Religion steht, an was er glauben soll, wenn er merkt, dass seine Ansicht doch immer in Krieg liegen muss mit anderen. Daher wird jeder wirklich Gläubige, welcher die Essenz des Glaubens verstanden hat und nicht nur ein Pseudogläubiger ist, das alte Trennende zu gunsten des neuen Vereinenden verlassen.
Aufgrund der oben von mir genannten Aussage des Buddha, ist der Buddhismus für mich keine Glaubens- sondern Erfahrungsreligion.
Dr. Acid hat geschrieben:Wo Karma herrscht, welches ein gültiges Gesetz ist oder sein soll, muss auch ein Gesetzgeber sein.
Warum?
Dr. Acid hat geschrieben:Genau so gehts und genau so geht es auch nicht, wenn man sich selbst nicht liebt.
Scheinbar hat der Begriff Liebe für Dich einfach eine schwächere Bedeutung als für mich.
Dr. Acid hat geschrieben:Im Übrigen weiss ich, dass Buddha behauptet die Existenz wäre Leiden. Ja wenn man unfähig ist zu lieben, dann ist sie schon Leiden, sonst nicht. Das ist alles eine Frage des Standpunktes. Buddhas Standpunkt war genau so oberflächlich wie alle anderen. Denn wenn Buddha Buddhanatur tatsächlich wäre, dann könnte er nur Leiden, wenn er nicht anerkennen würde, dass er sich diese Existenz nicht selbst ausgesucht hätte und diese daher nicht als die seine gewählte Inkarnation akzeptieren könne und diese Ansicht würde sein ganzes Glaubensgebäude glattweg über den Haufen werfen.
Du hast eine etwas andere Interpretation vom Leiden als ich.
Dr. Acid hat geschrieben:Und warum sollte Buddhanatur in unendlicher Weisheit (und an das Gesetz des Karma gebunden, nicht selbst bestimmend) ein Ego verwirklichen, wenn es seine Berechtigung im Leben nicht hat? Das macht doch keinen Sinn. Und wer sagt, dass wir das ego überwinden müssen, wenn wir es leben könnten, ohne andere damit zu terrorisieren?
Was ist an Deinem Ego so geil?
Zuletzt geändert von crawltothesky am Sa 17. Jan 2009, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von crawltothesky »

Übrigens, wenn ein 35jähriger Prinzensohn, der in seinem Leben alle möglichen Freuden genossen hat und außerdem glücklicher Vater war, sagt: "Leben ist Leiden!"
Dann gilt es das in einen richtigen Kontext zu setzen.
Er sagt das, weil alle Freuden vergänglich sind, weil er erleuchtet ist und scheinbar die Freuden Deines Lebens, Dr. Acid, als unerheblich erachtet.
So deute ich das zumindest ;-)
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crawltothesky
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von crawltothesky »

Nochmal was zum Thema Selbstliebe:

Man kennt ja sicher das Gefangenendilemma.
Ich stelle mir das jetzt im Beispiel einfacher vor. Nur ich sitze im Verhör und kann die Schuld für eine von mir sehr geliebte Person auf mich nehmen. Welcher Akt zeugt nun mehr von Liebe zu meinem Mitmenschen?
1. Aus Selbstliebe die geliebte Person verantwortlich machen.
2. Die Schuld auf mich nehmen, um die geliebte Person zu schützen.

Aus diesem Extrembeispiel lassen sich nun aber viele subtilere Fälle ableiten, in denen die Liebe zu meiner Ichvorstellung der Liebe zu meinen Mitmenschen im Weg steht.
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Juanita
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von Juanita »

crawltothesky hat geschrieben:1. Aus Selbstliebe die geliebte Person verantwortlich machen.
2. Die Schuld auf mich nehmen, um die geliebte Person zu schützen.
da fehlt option 3: aus selbstliebe (oder selbstverliebtheit) die geliebte person schützen und sich selbst heldenhaft opfern...
piraña hat geschrieben:was war vor dem huhn und dem ei? vögel gehören im allgemeinen zu den nachfahren der dinosaurier, und vor den dinosauriern waren die fische, und die legten meist auch eier, und noch viel früher waren da die unidentifizierten, schwimmenden lebewesen, und selbst die können die frage nicht beantworten, weil seither so vieles passiert ist, das verschiedene entwicklungen zuliess, ja, sogar unabdingbar machte.
und schwupp hast du unbewusst die frage beantwortet: es war das Ei, gelegt von hühnerähnlichen vögeln, aus welchem das allererste richtige huhn entschlüpft sein muss :-"

aber der thread geht zum glück nicht um christ oder buddhist [obwohl das thema in diversen threads immer sofort viele seiten füllt wenns aufkommt, hehe] und auch nicht um hühner und eier sondern um gut und böse.
Fallen Angel 2 hat geschrieben:Das Böse fängt dort an, wo man beginnt, das in Frage zu stellen, was man hat. Das Gute bedingt, dass man der Versuchung widersteht. Die Liebe existiert - wenn man sie lebt.
wow. muss man erst mal verdauen. hammer aussage =D>

wie ich das sehe? nicht wirklich anders. um es für mich selbst klarer sehen und begreifen zu können war mir die griechische definition von eros ('erotische' liebe, auch in ihrer platonischen form), philia (familienliebe / freundesliebe) und agape (nächstenliebe) sowas wie ein lichtblick. sie alle drei zu leben macht die liebe vollkommen. selbstliebe kommt in dieser einteilung nicht vor. finde ich sowiso überbewertet weil ich nicht glaube, dass selbstbewusstere menschen (also die, die sich selbst mehr lieben) bessere beziehungen führen auch wenn die partnersuche mit selbstbewusstsein natürlich leichter geht. die wahrscheinlichkeit, dass es funkt, bleibt davon aber unbeeinflusst weil eros im prinzip unabhängig vom gegenüber ist.
Aschehäufchen freuen sich, wenn man sie für erloschene Vulkane hält [Wieslaw Brudzinski]
piraña

Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von piraña »

Juanita hat geschrieben: aber der thread geht zum glück nicht um christ oder buddhist [obwohl das thema in diversen threads immer sofort viele seiten füllt wenns aufkommt, hehe] und auch nicht um hühner und eier sondern um gut und böse.
och...schade, eigentlich...da bin ich ja voll fehl am platz /bigs

diese gut/böse geschichten sind irgendwie...doof. manchmal bin ich gut, dann böse, dann ganz lieb, dann wiederum bächtig. das sind andere auch. ich kenne auf jeden fall niemanden, der nur das eine representiert. die einen finde ich mehr gut, die anderen eher böse, und da gibt es noch unzählige, die finde ich ein bisschen mehr gut, und andere nicht. und dann gibt es die, die finde ich ein bisschen ziemlich gut, und sie finden jemanden, den ich ziemlich böse finde, gut :-k und wenn es um die liebe geht, die kennt weder gut noch böse. das kann nur ich (oder bessergesagt: meine gedanken). sicherlich gibt es menschen, die nicht unbedingt so gut sind. aber auch die haben vielleicht jemanden, der sie sehr gut findet - wenn nicht sogar liebt. es bringt aber herzlich wenig, wenn ich jemanden böse finde, überhaupt mich tiefer auf die person einzulassen. ausser, ich merke es zu spät - falls es zu spät überhaupt gibt. selbst da kann man viel draus lernen und mitnehmen, was wiederum gut ist. und da kommt noch folgendes hinzu: es gibt da ein paar, und die trennen sich wegen mir. der typ findet es böse, und ich wahrscheinlich gut. oder gibt es unter euch wirklich jemanden, der nur gut ist? den/die würde ich gerne kennenlernen :-D
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Dr. Acid
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von Dr. Acid »

crawltothesky hat geschrieben:Nochmal was zum Thema Selbstliebe:

Man kennt ja sicher das Gefangenendilemma.
Ich stelle mir das jetzt im Beispiel einfacher vor. Nur ich sitze im Verhör und kann die Schuld für eine von mir sehr geliebte Person auf mich nehmen. Welcher Akt zeugt nun mehr von Liebe zu meinem Mitmenschen?
1. Aus Selbstliebe die geliebte Person verantwortlich machen.
2. Die Schuld auf mich nehmen, um die geliebte Person zu schützen.
Das ist doch kein Dilemma? Wenn z.B. die "Schuld" der beschuldigten Person eine "wahre" "echte" Schuld ist, dann darf man sich gar nicht dafür verantwortluch machen lassen, wenn es die Schuld des anderen und nicht meine ist, Liebe hin oder her. Sogar in der Liebe muss ich erkennen, dass meine geliebte Parterin in ihrem Leben etwas getan hat, durch dessen Konsequenz sie viel lernen wird. Ich muss ihr das nicht abnehmen, ganz im Gegenteil soll sie das selbst tragen. Sie hat es ja durch ihre Aktion selbst gewählt??? Ich kann aber für sie da sein und sie unterstützen, wenn sie die Konsequenzen tragen muss.

PS: Als Buddhist müsste man nicht sofort erkennen, dass es ja darum geht, sich aus karmischen Verstrickungen zu lösen und sich nicht noch in Verstrickungen selbst einwickelt, die gar nichts mit einem selbst zu tun haben? Auch hier gilt für mich wieder der Spruch: Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst. Es ist keine Selbstliebe, sich Dinge aufzuladen, die nicht zu einem Selbst gehören. (Es nutzt auch dem anderen Individuum nicht) Es nutzt auch nicht, sich heroisch für den anderen aufzuopfern, sondern man muss Verantwortung übernehmen. Und wenn die Menschen viel mehr für ihre eigenen Dinge schauten, dann müssten sie sich nicht so im Garten des Nächsten tummeln. Karma ist wenn dann etwas, dass man letztlich selbst bestimmt, man ist nicht nur ausgeliefert.

Der Akt, den Mitmenschen seine eigene Schuld und deren Auswirkungen in Anstand und Würde tragen zu lassen, zeugt von erleuchteter Erhabenheit.

Dein Gefangenendillemma erkenne ich nicht als Dilemma, es ist noch nicht einmal eine wirkliche (tiefgründige) Fragestellung. "just senseless mindfucking stuff", wenn man sich darauf einlässt. /color
(Ich mein das jetzt nicht abwertend, sondern es ist einfach etwas, über das man sich praktisch ewig den mind fucken könnte, wenn man den Ausgang nicht kennt.)

Was dieses "Dilemma" angeht kann ich Dir z.B. aus eigener Erfahrung sagen, dass es nichts bringt, sich für jemanden anders aufzuopfern. Ich habe z.B. einmal in meinem Leben probiert jemandem zu helfen und habe mich dazu mit einer speziellen Thematik sehr intensiv auseinander gesetzt, auf welche ich hier nicht näher eingehen will. Die Quintessenz ist jetzt, dass ich durch bin und mir einbilde das Thema zu verstehen, es aber der betroffenen Person gar nicht nutzt, weil sie sich damit gar nicht beschäftigen will. Das bringt einfach nichts, es ist nicht meine Problematik, sondern diejenige der anderen Person. Und abnehmen kann man es auch nicht, es gehört einfach dort hin, wo es hin gehört. Etwas dort zu belassen, wo es hin gehört ist in Ordnung, das Ego muss sich nicht immer profilieren wollen/müssen.
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von crawltothesky »

Juanita hat geschrieben: da fehlt option 3: aus selbstliebe (oder selbstverliebtheit) die geliebte person schützen und sich selbst heldenhaft opfern...
Das ist die Frage, ob da dann Selbstliebe im Spiel ist, oder ob man die überwinden muss, um sich opfern zu können.
Juanita hat geschrieben:
Fallen Angel 2 hat geschrieben:Das Böse fängt dort an, wo man beginnt, das in Frage zu stellen, was man hat. Das Gute bedingt, dass man der Versuchung widersteht. Die Liebe existiert - wenn man sie lebt.
wow. muss man erst mal verdauen. hammer aussage =D>
Jup. =D>
Dr. Acid hat geschrieben:Das ist doch kein Dilemma? Wenn z.B. die "Schuld" der beschuldigten Person eine "wahre" "echte" Schuld ist, dann darf man sich gar nicht dafür verantwortluch machen lassen, wenn es die Schuld des anderen und nicht meine ist, Liebe hin oder her. Sogar in der Liebe muss ich erkennen, dass meine geliebte Parterin in ihrem Leben etwas getan hat, durch dessen Konsequenz sie viel lernen wird. Ich muss ihr das nicht abnehmen, ganz im Gegenteil soll sie das selbst tragen. Sie hat es ja durch ihre Aktion selbst gewählt??? Ich kann aber für sie da sein und sie unterstützen, wenn sie die Konsequenzen tragen muss.
Ich würde mir nicht anmaßen, beurteilen zu können, dass diese Person aus dieser Situation etwas lernen kann. Ich kann mir nur die Freiheit herausnehmen, so zu handeln, wie ich hoffe, dass es zum Besten aller ist.
Aber die Frage, ob es ein liebevoller Akt ist, die Schuld der anderen Person auf sich zu nehmen ist davon unabhängig.
Dr. Acid hat geschrieben:Der Akt, den Mitmenschen seine eigene Schuld und deren Auswirkungen in Anstand und Würde tragen zu lassen, zeugt von erleuchteter Erhabenheit.
Der Mitmensch muss die Konsequenzen seines Handelns ohnehin tragen. Jeder trägt die Konsequenzen seines Handelns. Das ist Karma.
Dass ich aus Liebe für meinen Mitmenschen etwas tun kann, ist davon unabhängig.
Dr. Acid hat geschrieben:Was dieses "Dilemma" angeht kann ich Dir z.B. aus eigener Erfahrung sagen, dass es nichts bringt, sich für jemanden anders aufzuopfern. Ich habe z.B. einmal in meinem Leben probiert jemandem zu helfen und habe mich dazu mit einer speziellen Thematik sehr intensiv auseinander gesetzt, auf welche ich hier nicht näher eingehen will. Die Quintessenz ist jetzt, dass ich durch bin und mir einbilde das Thema zu verstehen, es aber der betroffenen Person gar nicht nutzt, weil sie sich damit gar nicht beschäftigen will. Das bringt einfach nichts, es ist nicht meine Problematik, sondern diejenige der anderen Person. Und abnehmen kann man es auch nicht, es gehört einfach dort hin, wo es hin gehört. Etwas dort zu belassen, wo es hin gehört ist in Ordnung, das Ego muss sich nicht immer profilieren wollen/müssen.
Ich habe dieses Beispiel lediglich als theoretische Überlegung angeführt.
Dass in Deinem Falle das sich aufopfern nichts gebracht hat, ist schade, aber vielleicht hat es ja Dir etwas gebracht und nicht der anderen Person?

Abschließend sei vielleicht kurz gesagt, dass ich hier lediglich ein Beispiel konstruiert habe, um die Frage zu diskutieren, ob für Liebe zum Mitmenschen denn Selbstliebe nötig ist. Dies läßt völlig außen vor, ob ein solches Handeln sinnvoll ist. Das muss, denke ich, schon im speziellen Fall unterschieden werden.
Ich bin aber der Auffassung, dass, wenn ich mich dazu entscheide, dass die Person ihre Schuld selbst ertragen soll, ich das mit einer liebevollen Einstellung und der Hoffnung, dass diese Person daraus etwas lernt, tun sollte. (Wie die Situation sich weiter entwickelt, kann ich nie wissen, ich kann nur mit einer gewissen Motivation handeln...)
So dass ich im festen Glauben bin, dass die betreffende Person durch die gewonnene Erfahrung von schlimmeren Erfahrungen bewahrt bleiben wird.
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von Dr. Acid »

crawltothesky hat geschrieben:Ich würde mir nicht anmaßen, beurteilen zu können, dass diese Person aus dieser Situation etwas lernen kann. Ich kann mir nur die Freiheit herausnehmen, so zu handeln, wie ich hoffe, dass es zum Besten aller ist.
Aber die Frage, ob es ein liebevoller Akt ist, die Schuld der anderen Person auf sich zu nehmen ist davon unabhängig.

Erhabenheit.Der Mitmensch muss die Konsequenzen seines Handelns ohnehin tragen. Jeder trägt die Konsequenzen seines Handelns. Das ist Karma.
Dass ich aus Liebe für meinen Mitmenschen etwas tun kann, ist davon unabhängig.
Anmassen? Also für mach hat das nichts mit Anmassung zu tun, sondern mit der Konsequenz aus meinem Glauben. Wenn ich wie Du z.B. Buddhist wäre und an Karma glauben würde, dann wäre ich mir genau aus diesem Grunde bewusst, dass es das Karma ist und wirken muss, und es eben genau darum falsch wäre, mich dort einzumischen. Das wäre die natürliche Konsequenz aus meinem Glauben.
crawltothesky hat geschrieben: Erhabenheit.Der Mitmensch muss die Konsequenzen seines Handelns ohnehin tragen. Jeder trägt die Konsequenzen seines Handelns. Das ist Karma.
Dass ich aus Liebe für meinen Mitmenschen etwas tun kann, ist davon unabhängig.
Da denke ich anders. Wenn man sich als "sogenannt" liebender Mensch dann hingeben würde um den anderen zu schützen, entbinde ich ihn ja von der Konsequenz seines Handelns und mache dann durch eigene Handlung, dass sein Karma bei mir wirkt, was ich eben als falsch betrachte.
crawltothesky hat geschrieben:
Dr. Acid hat geschrieben:Was dieses "Dilemma" angeht kann ich Dir z.B. aus eigener Erfahrung sagen, dass es nichts bringt, sich für jemanden anders aufzuopfern. Ich habe z.B. einmal in meinem Leben probiert jemandem zu helfen und habe mich dazu mit einer speziellen Thematik sehr intensiv auseinander gesetzt, auf welche ich hier nicht näher eingehen will. Die Quintessenz ist jetzt, dass ich durch bin und mir einbilde das Thema zu verstehen, es aber der betroffenen Person gar nicht nutzt, weil sie sich damit gar nicht beschäftigen will. Das bringt einfach nichts, es ist nicht meine Problematik, sondern diejenige der anderen Person. Und abnehmen kann man es auch nicht, es gehört einfach dort hin, wo es hin gehört. Etwas dort zu belassen, wo es hin gehört ist in Ordnung, das Ego muss sich nicht immer profilieren wollen/müssen.
Ich habe dieses Beispiel lediglich als theoretische Überlegung angeführt.
Dass in Deinem Falle das sich aufopfern nichts gebracht hat, ist schade, aber vielleicht hat es ja Dir etwas gebracht und nicht der anderen Person?

Abschließend sei vielleicht kurz gesagt, dass ich hier lediglich ein Beispiel konstruiert habe, um die Frage zu diskutieren, ob für Liebe zum Mitmenschen denn Selbstliebe nötig ist. Dies läßt völlig außen vor, ob ein solches Handeln sinnvoll ist. Das muss, denke ich, schon im speziellen Fall unterschieden werden.
Ich bin aber der Auffassung, dass, wenn ich mich dazu entscheide, dass die Person ihre Schuld selbst ertragen soll, ich das mit einer liebevollen Einstellung und der Hoffnung, dass diese Person daraus etwas lernt, tun sollte. (Wie die Situation sich weiter entwickelt, kann ich nie wissen, ich kann nur mit einer gewissen Motivation handeln...)
Da bin ich mit Dir einer Meinung.
crawltothesky hat geschrieben:So dass ich im festen Glauben bin, dass die betreffende Person durch die gewonnene Erfahrung von schlimmeren Erfahrungen bewahrt bleiben wird.
Diese hier wäre eher etwas, was ich als anmassend empfinden würde, sich über das Gesetz des Karma stellen zu wollen oder darüber zu urteilen, dass das eventuelle "Schlimmere" nicht das Richtige für diese Person ist und selbst Hand an die Zukunft legt. (Diese Entscheidung träfe ja das Karma?) Die höchste aller Weisheit ist immer noch: Sein lassen! Und weil dass das Ego nicht kann / will, mischt es sich die ganze Zeit ein.

Ich dachte nur: Wenn man z.B. an Karma glaubt, dann wäre die Antwort (für mich) in dem von Dir geschilderten Beispiel ganz einfach, weil ich dann eben denken würde, dass die Person etwas getan hat, um auch die Konsequenzen davon zu erfahren. Wenn ich mich dann in etwas einmischen würde, was nicht zu mir gehört, würde ich mich z.B. karmisch in etwas verstricken, was gar nicht zu mir gehört.

Ich z.B. würde mich erst dann mehr damit auseinandersetzen, wenn ich wüsste, dass in Deinem Beispiel gar keine Schuld vorhanden wäre, d.h. wenn ich wüsste, dass meine Partnerin zu Unrecht bestraft würde. Dann käme für mich die Nächsteliebe viel mehr zum Tragen, weil ich mir dann vielelicht eher überlegen würde, mich anstelle der Partnerin hinzugeben. Wenn aber Schuld oder Verantwortung vorhanden ist, wäre es für mich klar, wie ich handeln würde.

Was das Aufopfern angeht: ja es hat mir schon etwas gebracht, sehr viel sogar. Ich habe die Büchse der Pandora des sexuellen Missbrauchs geöffnet und mich durch die Themen Vergewaltigung, Inzest, ritueller Missbrauch in Sekten usw. durchgearbeitet, im Mitgefühl mit der betroffenen Person, was mir schlichtweg den Boden unter den Füssen weggezogen hat und den Glauben an jegliche positive Denkweise über die Natur des Menschen vernichtet hat.. AUs diesem Loch bin ich nach ca. 6 Jahren wieder auferstanden und von meiner damals naiven und oberflächlichen Sichtweise der Welt befreit.

Ich weiss jetzt, warum viele Menschen, nachdem sie einmal Vergewaltigt oder sexuell Missbraucht wurden, in ihrem Leben vielfach wieder dem sexuellen Missbrauch ausgesetzt werden bzw. diesen wieder erfahren müssen, welches Gesetz der Resonanz da warum wirkt und wie man es auflöst. Ich weiss es, aber die Person, welche es angeht weiss es nicht und will es auch nicht wissen.

Es hat mir schon genutzt um die Naivität gegenüber dem Leben zu verlieren und auch sonst tiefer in das Wesen Mensch zu sehen.

Genau aus diesem Grund empfinde ich z.B. die Entwicklung des Ego's nicht als Trieb, wie das z.B. Capablanca mehrmals angefügt hat. Trieb ist etwas ganz anderes.
Die Entwicklung des Ego's ist etwas ganz natürliches, freies und hat gar nichts mit Trieb zu tun. Hingegen dann das Schützen und Ehalten des Ego's schon.
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crawltothesky
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von crawltothesky »

Dr. Acid hat geschrieben:Da denke ich anders. Wenn man sich als "sogenannt" liebender Mensch dann hingeben würde um den anderen zu schützen, entbinde ich ihn ja von der Konsequenz seines Handelns und mache dann durch eigene Handlung, dass sein Karma bei mir wirkt, was ich eben als falsch betrachte.
Wir beide haben scheinbar ein anderes Karmaverständnis. Karma ist nach meiner Definition nicht übertragbar. Man kann lediglich den Lauf der Dinge verändern in einer bestimmten Situation, aber nicht das Karma einer anderen Person auf sich nehmen, soweit ich das verstanden habe.
Ich versuche mal kurz mein Verständnis von Karma zu erläutern:
Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Durch jede Handlung, die ich ausführe, bringe ich einen Eindruck in mein Speicherbewußtsein. Die Stärke des Eindrucks wird bestimmt durch meine Motivation (z. B. Absicht oder Versehen), den Grad meiner Kenntnis der Sachlage, die Handlung selbst und dadurch, ob ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.
Diese 4 Punkte sind ausschlaggebend dafür, wie stark dieser karmische Eindruck ist und mich später beeinflussen kann.
Ich kann jetzt positiv handeln (z. B. ich tue jemanden einen Gefallen (der aber auch niemanden schädigen sollte)) oder negativ handeln (z. B. ich haue jemandem aus Wut in die Fresse).
Je nach Situation kann sich dieser Eindruck jetzt gleich auswirken. Der Andere haut mir auf die Fresse oder tut mir einen Gefallen. Oder der Eindruck wirkt sich später aus.
Wenn ich die Person irgendwann wiedertreffe, tut sie mir einen Gefallen (vielleicht, ohne sich bewusst daran zu erinnern) oder die Person trommelt ihre Freunde zusammen und sie hauen mir später kollektiv auf die Fresse.
Es kann ja jetzt sein, dass sich ein Freund von mir als mich verkleidet, um z.B. die Schläge auf sich zu nehmen. Trotzdem ist dieser Eindruck immer noch in meinem Speicherbewußtsein und wird mein Erleben in irgendeiner Form prägen. Er verfällt nicht dadurch, dass jemand anders sich als ich ausgibt.
Und sei es nur, dass ich einige Wochen lang ein schlechtes Gewissen habe oder mich einfach nur schlecht fühle, weil mein Freund verhauen worden ist.
Die Person die jetzt allerdings selbstlos gehandelt hat, um mich zu schützen, hat jetzt nach meinem buddhistischem Verständnis vielleicht ein paar blaue Flecken, aber auch einen positiven Eindruck in ihr Speicherbewußtsein gelegt.

Aber Du hast schon auch recht, wenn Du sagst, dass die Schuldfrage noch eine Rolle spielt, die ist nämlich mit ausschlaggebend für die Motivation der Person, die mich im Beispiel schützt. Und wahrscheinlich läßt es sich sogar so hindrehen, dass der Akt des Schutzes zu einem negativen Eindruck wird, wenn Ausgangslage, Motivationen, Handlungshergang und Gemütszustand nach der Handlung entsprechend sind.
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Capablanca

Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von Capablanca »

Dr. Acid hat geschrieben:Genau aus diesem Grund empfinde ich z.B. die Entwicklung des Ego's nicht als Trieb, wie das z.B. Capablanca mehrmals angefügt hat. Trieb ist etwas ganz anderes.
Die Entwicklung des Ego's ist etwas ganz natürliches, freies und hat gar nichts mit Trieb zu tun. Hingegen dann das Schützen und Ehalten des Ego's schon.
Die Entwicklung des Egos ist auch kein Trieb, aber sie beruht auf einem Trieb oder zumindest auf etwas, was sich mit einem Trieb (= ein angeborener Wille) vergleichen, ja gleichsetzen lässt.
Um das zu begründen bräuchte man aber ein halbes Buch und dann wäre es immer noch nicht eindeutig bewiesen, aber sehr glaubwürdig :-)

Ich kann aber ein Paar Ideen liefern, vielleicht reichen sie:

Zunächst:
Ego ist ein gesellschaftlich negativ verfärbter Begriff, jedoch im rein moralischen Sinne ist er völlig neutral, natürlich und heißt eigentlich Eigennutz bzw. Eigeninteresse, welches auf einem Urtrieb beruhen soll, der zum Überleben und Schutz da ist.
Man schützt aber nie das eigene Ego, das sieht man nämlich nicht (oder hat jemand schon sein Ego gesehen?), man schützt, wenn man sich selbst schützt, seinen Körper und Geist (eigentlich jedoch nur seinen Körper, da man den Geist ja auch nicht sieht, jedoch angenommen wird, dass er mit dem Körper (dem Gehirn) zusammenhängt).

Das Ego, bzw. der Eigennutzen, Eigensinn, das Eigeninteresse, muss ursprünglich der Überlebenstrieb, ein angeborener Wille zu überleben und sich selbst zu schützen, gewesen sein, der aber heute, da es ums Überleben nicht mehr geht, ebenso unvermindert da ist und ganz andere, jedoch analoge Formen annimmt. Wenn also keine Gefahr für das Leben mehr besteht, so wie es für viele heute ist, ist dieser Wille dennoch in uns wirksam. Es wäre ja auch ein viel zu schwacher Wille, wenn er nur dann wirksam wäre, wenn es ums Überleben geht. Dann wäre es sogar u.U. zu spät. Überleben bedeutet ja auch, nach seinem Vorteil zu streben z.B. durch einen vernünftigen Beruf, ein gesundes soziales Umfeld, Vermeiden von gefährlichen Situationen, Geld, Dach über dem Kopf, familiäre Geborgenheit, geistige Ausgeglichenheit etc., um lebensbedrohliche oder unangenehme Lebenssituationen zu vermeiden. Auf dem Überlebenstrieb gründen deshalb ganz verschiedene Gefühle, die zu Beweggründen für Handlungen werden, die die Eigenschaft haben, dem Eigeninteresse zu dienen - also dem Egoismus im ethischen Sinne (damit meine ich den nicht negativ gefärbten Begriff).

Früher war es das Überleben (was es heute immer noch ist -> wenn ich heute überleben müsste, zum Beispiel in einem Krieg, hätten viele Dinge, die ich jetzt aus Eigeninteresse mache, keine Bedeutung).... heute, wo es nicht mehr ums direkte Überleben geht, sind es viele sowohl positive als auch negative Aspekte unseres alltäglichen Strebens, in denen uns das Ego bewusst wird:
Beispielsweise ist übertriebenes Verlangen nach etwas (z.B. Sex, Süßigkeiten) gierig.
Die Kontrolle eines solchen Verlangens ist vernünftig.

Beides dient jedoch dem Eigensinn resp. Eigennutzen, und was dann zu welchem Zeitpunkt getan wird, unterliegt der Erkenntnis, der Erfahrung und der biologischen Veranlagung des handelnden Individuums. Wenn jemand beispielsweise in Bezug auf Drogen gerne sich selbst zerstört, in dem er übertreibt, sieht er in Drogen nur den unmittelbaren, schnellen Genuss, nämlich das angenehme Gefühl, welches ihm die Drogen bereiten, kann aber die negativen Folgen davon entweder nicht erkennen oder sie nicht in ein vernünftiges Verhältnis setzen, um sein Handeln zu ändern. Wenn jemand behutsam mit Drogen umgeht, sie also nur selten und in Maßen nimmt, macht er das aus einer anderen Erkenntnis als derjenige, der chronisch übertreibt. Beide handeln aber aus Eigeninteresse - aus diesem kommt man nämlich gar nicht raus, obwohl man dafür nie was tun musste (man musste es beispielsweise nicht in der Schule lernen und bekam es auch nicht anderweitig vermittelt). Es war schon immer da, dieses Gefühl für sich selbst zu handeln. Was ein Indiz für etwas natürliches und gegebenes ist, was ich jetzt einfach mal auf einem Trieb beruhend nenne.

Das Ego kann sowohl positive als auch negative Formen annehmen und die menschliche Vernunft ist die Instanz, die es (bzw. die negativen und selbstzerstörerischen Teile davon; die also, die den billigen und schnellen Genuss anstreben) bändigen kann, aber auch nur wieder zu Gunsten des Eigennutzes.

Wie auch für den Sexualtrieb musste man für das Ego nie was tun, viel mehr lehrte man uns, dieses natürliche Ego zu kontrollieren, man lehrte uns zu teilen, zu geben. Wir wissen ja nicht, warum uns beispielsweise ein Körper erregt. Er tut es einfach. Und genauso wenig wissen wir nicht, warum wir ständig etwas wollen. Wir wollen einfach. Und das, was wir wollen, ist fast immer für uns selbst. Es gibt ganz ganz wenige Beispiele, in denen sich die Wirkung der Moral (oder des Mitgefühls, wenn man davon ausgeht, dieses sei das Fundament der Moral) aufzeigen lässt. Gerade, wenn Menschen einem religiösen Glauben anhängen, in dem die Moral resp. die Nächstenliebe gelehrt wird, handeln sie oft nach einem moralischen Schema, aber nicht weil sie aus Mitgefühl handeln, sondern weil sie Angst von den Folgen des nicht-moralischen Handelns haben. Wenn jemand aber aus Angst um sich selbst moralisch handelt, er also glaubt, dass die Auslassung der moralischen Tat seinem Karma anlasten oder ihn etwa ein Gott dafür bestrafen würde, mag seine Handlung noch so sehr einen äußerlich moralischen Charakter haben, aus einer ethischen Sicht ist sie aber egoistisch bzw. um ein weniger hässliches Wort zu verwenden, dient seine Handlung dem Eigeninteresse und hat keinen moralischen Wert, selbst wenn er dabei hunderte von Menschenseelen gerettet hätte.

Eine moralische Handlung liegt genau dann vor, wenn der letzte Grund einer Handlung (d.h. ihre oberste Maxime) nicht Eigeninteresse, sondern das Interesse eines anderen ist. Die moralisch wertvollste Tat liegt dann vor, wenn man sich selbst (das Ego -> die Eigenliebe) für das Leben eines Unschuldigen aufopfert (in crawls... Beispiel fehlt die Betonung auf "unschuld", dann wäre die folgende Kontroverse gar nicht entstanden). Diese Aufopferung begreift eine vollständige Selbstaufgabe (Aufgabe des Egos (=angeborene Selbstliebe) und dem würde eine zusätzlich angelernte Selbstliebe noch mehr im Weg stehen) mit ein und ist der größte moralische Akt, da eine moralische Erkenntnis das Ego überwindet.

Die Welt ist aber voll von moralischer Scheinheiligkeit :-)
Man kann sagen, dass fast alle Handlungen aus dem Eigennutz entstehen, viele davon werden als moralisch geglaubt, sind aber
von keinerlei moralischen Wert.

Und noch zur Selbstliebe:
Damit bewusste Selbstliebe funktioniert, muss man ja gewissermaßen sein selbst auf einem magischen Spiegel projizieren, in dem man das Innere und das Äußere seines Charakters, der aus Eigenschaften besteht, vor sich sieht (seine gesamte Ich-Vorstellung, um es mal buddhistisch zu sagen). Und dann fängt man an, nach Dingen (=Eigenschaften) zu suchen, die man lieben kann. Ist das nicht krank? Wie viele lieben sich selbst, weil sie sich schön finden? Und wie viele hassen sich selbst, weil sie sich hässlich finden?

Kann man in diesem Spiegel überhaupt sich selbst lieben oder hassen oder ist es viel mehr so, dass man nur gewisse angelernte, grundsätzlich veränderbare oder zufällige und damit gottgegebene Eigenschaften seiner Selbst sieht (Aussehen, Charaktereigenschaften), die man dann wohl eher gut oder schlecht für einen bestimmten Zweck finden kann, aber doch nicht im Sinne einer Liebe liebt? Wieso sollte man sich selbst auf ein paar Unwesentlichkeiten projizieren, wenn man doch weiß, da ist mehr dahinter. Etwas, was man im Spiegel nicht sieht. Ein Beobachter. Ein reines Ich und ein ursprünglicher Wille.

Bei so einer Betrachtung ist der Fehler unvermeidbar, dass, wenn man versucht, etwas an dieser Projektion lieben oder zu hassen, dass man das zuvor in den Bezug eines Werte- bzw. eines Vergleichssystems setzt, wobei man schon den Fehler macht, in dem man annimmt, dass das, was man sieht und bewertet, auch der Bewertung anderer entspricht.

Beispielsweise: ich bin übergewichtig. Als Übergewichtiger Mensch habe ich bei der Partnersuche geringere Chancen (reines Gesellschaftsphänomen). Also mag (liebe) ich das nicht an mir. Aber, da mein Aussehen das erste und eigentlich alles ist, was so Menschen beim ersten Blick an mir sehen, mag (=liebe) ich jetzt einen ziemlich großen Teil von mir nicht. Und so geht das weiter, z.B. auf gewisse Charaktereigenschaften hinüber.

Bis man irgendwann mal ein Gefühl der Liebe oder des Hasses entwickelt zu veränderbaren und/oder subjektiv verfärbten und zum Teil gottgegebenen Eigenschaften seines Körper und Geistes(es sind aber immer nur Eigenschaften, also Teilaspekte einer Gesamtheit). Und abhängig von der Fähigkeit der selbstkritischen Überprüfung eigener Urteile können beide Fälle entstehen, ohne dabei die vermeintlich positiven bzw. die vermeintlich negativen Dinge in einer vernünftigen Relation zur Gesamtheit zu sehen. Sprich, man kann sich selbst falsch sowohl positiv als auch negativ einschätzen und sich dann aufgrund von Hirngespinsten lieben oder hassen.
Warum soll ich aber mich selbst lieben oder hassen, wenn das, was ich liebe, entweder veränderbar ist oder ich dafür nichts kann (z.B. eine Behinderung - warum sollte jemand, der Blind geworden ist, sich selbst wegen seiner Blindheit hassen?).

Warum sollte man oberflächige Projektionen seiner selbst lieben, wenn man doch selbst die Liebe in sich ist?
Das Ding, dieser Wille, was mich zum Eigeninteresse bewegt, kann ich nicht im Spiegel sehen, ist aber das angeborene Maß an Selbstliebe in mir und aller Wahrscheinlichkeit nach unveränderbar. Die zusätzliche Selbstliebe, die man narzisstisch betreiben kann, konzentriert sich lediglich auf isolierte Eigenschaften.

Mann muss sich nicht lieben, viel mehr sollte man im Sinne des Eigennutzes (das ist die Liebe zu mir, die angeboren ist) nach eigenem längerfristigen Interesse handeln und dabei die negativen Aspekte des Egos, die, die immer auf den schnellen und billigen Genuss aus sind, unter Kontrolle halten. Sein Leben sozusagen dem Optimum nähern. Ich kann also gewissermaßen optimal für mich handeln und damit kann ich zufrieden sein. Das Gefühl der Zufriedenheit kommt wieder aus dem Eigeninteresse (bzw. aus dem, was das Eigeninteresse bedingt, und das ist angeboren), welches mir einfach bestätigt, ich habe was gutes für mich getan (so ähnlich wie der Orgasmus beim Sex - den Orgasmus liebe ich auch nicht, sondern ich nehme inn einfach wahr). Alles, was ich an mir lieben kann, sind irgendwelche Eigenschaften, die einer x-beliebigen Person angehören könnten. Mich selbst sehe ich dabei gar nicht ... auch nicht in einem magischen Spiegel. Ich sehe immer nur Veränderbares oder Zufälliges.

Was sich aber einstellen kann, ist diese besagte Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit, wenn man nach seinem besten Wissen bzw. seiner schlimmsten Dummheit für sich im Sinne des vernünftiges Eigeninteresses was erreicht bzw. im Sinne der durch Unwissenheit getriebenen Gier (= auch nur eine Form von Eigeninteresse) was verdorben hat.
Diese Zufriedenheit ist keine Liebe. Weder im moralischen Sinne noch in sonst einem nicht-pathologischen Sinne. Genauso wenig ist ein Orgasmus Liebe.
Es ist etwas, was vor Fromm gar nicht Selbstliebe genannt worden ist, sondern Zufriedenheit mit sich selbst im Sinne eines Eigensinns. Letztendlich wurde sie Eigensinn genannt und in philosophischen Kreisen Eigennützigkeit bzw. Egoismus.

Ob dann Zufriedenheit oder Unzufriedenheit vorherrscht, hängt ganz von dem Individuum ab, also seiner Erziehung, seines Erkenntnisvermögens, seiner Veranlagung und zuletzt seinen Handlungen.

Zu guter letzt, der Egoismus:
Egoismus (frz.: égoïsme; zu griech./lat.: ego = ich) bedeutet „Eigennützigkeit“. Das Duden-Fremdwörterbuch beschreibt Egoismus als „Ich-Bezogenheit“, „Ich-Sucht“, „Selbstsucht“, „Eigenliebe“.
Die philosophisch korrekte Definition:
Egoismen (Plural) sind demnach Handlungsweisen, die den Handelnden selbst als einzige Bestimmung der Handlungsmaxime haben. Dabei haben diese Handlungen zumeist uneingeschränkt den eigenen Vorteil des Handelnden zum Zweck.
und die erwähnte negative gesellschaftliche Prägung des Begriffs:
„Egoismus“ wird meistens abwertend als Synonym für rücksichtsloses Verhalten verwendet und als „unanständig“ beurteilt. Der Begriff beschreibt dann die Haltung, ausschließlich persönliche Interessen zu verfolgen ohne Rücksichtnahme auf die Belange oder sogar zu Lasten anderer. Egoismus wird in diesem Zusammenhang als Gegenteil von Altruismus und Solidarität kritisiert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Egoismus

Ich habe auf die Schnelle keinen besseren Link - bei Bedarf wäre das aber möglich.
Die Moralphilosophie hat bezüglich dieses Themas viel beigetragen und sollte beim ernsthaften Interesse konsultiert werden.

Meine Empfehlung:
konzentriert euch nicht auf die Selbstliebe, denn die ist, wenn man sie anstrebt und glaubt, man würde sie nicht haben, m.e. immer pathologisch (=krank), zumindest wie sie von den meisten unkritischen Menschen aufgefasst wird (nämlich: "Oh gott, mein einziges Problem ist die fehlende Selbstliebe :o "), sondern handelt für euch selbst und für eure Mitmenschen vernünftig (d.h. längerfristigem Nutzen gemäß für ein optimales und gesundes Leben), dann wird sich Zufriedenheit einstellen und ihr werdet glücklich sein :-)
Diese Zufriedenheit ist dann einfach ein Gefühl, man handle richtig, und es kommt aus dem tiefsten Inneren.
Dabei muss man nichts an sich lieben oder hassen ... bestenfalls für etwas förderlich oder hinderlich halten und entsprechende Änderungen vornehmen, insofern sie möglich sind.

Just my 42 cents ....
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Re: Gut - Böse - und die Liebe

Beitrag von crawltothesky »

@Capablanca: =D>
An der Stelle, wo Du das Wort gottgegeben verwendest, bin ich mit meinem Weltbild, bei dem die Wiedergeburt mittlerweile in fester Glaube geworden ist, anderer Meinung.
Davon abgesehen ein Hammerbeitrag (imho).
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Re: Gut, Böse, Neutral, lieb, nett, gemein, äh, Help?

Beitrag von piraña »

Fallen Angel 2 hat geschrieben:

was die Magie angeht, es ist ein interessantes Gebiet, ob es sie nun gibt oder nicht.

Im Mittelalter gehen alle davon aus, es gibt sie. Die Kirche, die als einzige Institution gegen Aberglauben, wie sie es nennt, vorgeht, ist aber selbst von diesem Aberglauben durchdrungen (nennt das Magische teuflisch). Und bekämpft die Magie.

magie?

für einen einbeinigen ist ein 110 meter hürdenlauf magie.
für einen analphabeten ein buch.
für einen alten mann kunstturnen - magie.
für jemand einsamen zwei verliebte am seeufer spazieren sehen.
für einen, der nichts kann, alles.
für einen, der alles kann, nichts.
für einen ausserirdischen das menschsein.
mitternachtssonne in mitteleuropa - magie.
für kranke gesundheit...magie.
magie gibt es nicht.
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Re: Gut, Böse, Neutral, lieb, nett, gemein, äh, Help?

Beitrag von crawltothesky »

@ piraña =D> das hast Du schön gesagt :-)
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