Erfahrungsbericht einer psycholytischen Gruppensitzung

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Tatzuwurm

Erfahrungsbericht einer psycholytischen Gruppensitzung

Beitrag von Tatzuwurm »

Erfahrungsbericht

Thema: Innere wie äussere Auseinandersetzung mit Besitz

Setting: psycholytische Gruppensitzung, Indoor

Substanzen: MDBD, LSD-25

Ort: Irgendwo in Deutschland



Tag 1: Vorbereitung und gemeinsames Einschwingen auf das kommende Erlebniss

Zunächsteinmal begegneten wir uns untereinander in der Gruppe, um sich etwas näher kennenzulernen und allfällige
Berührungsängste etwas zu lockern.
Die Gruppe umfasste ca. 50 Personen. Davon waren die eine Hälfte Frauen, die andere Männer.

Wir versammelten uns sitzend in einem Kreis und machten zu beginn ein paar Entspannungsübungen.
Wärenddessen hörten wir uns etwas Musik an und lauschten danach ein paar berührenden Texten. Es folgte eine
Energieübung für Körper und Geist, die sehr frei gestaltet war und sich nicht so sehr darum bemühte
Qigon oder Taichi zu gefallen. Jedoch eine starke Wirkung auf das Einzelempfinden und Gruppenbewusstsein
ausübte. Wärendessen wurden noch einmal die selben Texte rezitiert.
Man nahm dann seine individuelle Grundhaltung ein und versuchte möglichst flexibel an Ort und Stelle zu verweilen
wärend ca. 20 Minuten. Danach legten sich alle gleich vor Ort hin und entspannten sich zu etwas Musik.

Bereits jetzt konnte ich eine deutliche Veränderung meiner Wahrnehmung feststellen und dies noch ohne die
psycholytischen Katalysator-Substanzen.
Dieser Entspannungszustand würde ich als eine Mischung aus Hypnose und Meditation beschreiben. Er war mir bereits
vorher bekannt. Jedoch noch nie in einer solchen Gruppe dieser Grösse von mir erfahren worden.

Es folgte eine tantrische Begegnungsübung, welche bewusster Blickkontakt und sanfte und achtsame körperliche Berührung
beinnhaltete. Es scheint mir wichtig zu erwähnen, dass dies ohne erotisch, sexuelle Hintergedanken angestrebt wurde,
da die Mehrheit unserer Gesellschaft den Begriff Tantra oft mit fernöstlichen Sexualpraktiken in Verbindung bringt, was wiederum
nur einen sehr kleinen Teil davon ausmacht. Tantra ist eine Lebensausrichtung und Praxis, die eine intensive Auseinandersetzung
mit den eigenen Gefühlen und denen seines unmittelbaren sozialen Umfeldes fordert.

Danach wurden 5er Gruppen gebildet, in denen man sich über das Thema Besitz austauschte und versuchte alle
Aspekte und Bedeutungen dieses Wortes zu erörtern.

Der materielle Aspekt, individuell wie kollektiv
Der emotionale Aspekt, i. w. k.
Der geschichtliche Aspekt, i. w. k.
Der gegenwärtige Aspekt, i. w. k.
Der zukünftige Aspekt, i. w. k.
Und schliesslich der schöperische und teilende Aspekt aus der Sicht des höheren Selbst, Gottesbewustsein, Buddha-Natur, i. w. k.

Dem Ganzen folgte eine Pause, in der gemeinsam gegessen wurde und man sich verbal untereinander austauschen konnte.
Danach folgte ein Gruppen Austausch über das Vorangegangene und das Erlebte. Der weitere Verlauf orientierte sich am
vorherigen Ablauf und dauerte bis Abends. Ein gemeinsames Abendessen folgte mit anschliessender und abschliessender
Gruppenübung.

Tag 2: Tag der psycholytischen Reise

Nach dem gemeinsamen Frühstück, traf man sich wieder im Sitzungsraum und begann mit den selben Übungen wie am Vortag.
Gegen Mittag gab es noch eine kurze Pause. Nun wurden Tips gegeben, welche innere Haltung empfelenswert ist bei einer solchen
Reise. Dies beinnhaltet das individuelle wie gemeinsame Bewusstwerden, das ein Aufbruch ins Unbekannte stattfindet und man versuchen
sollte, alles das man darüber weiss, oder glaubt zu wissen zurückzulassen. Anstelle der Vergleiche und Orientierung am Vergangenen, tritt
eine kindliche, erfahrende Intelligenz, woraus eine stille Aufmerksam- und Achtsamkeit erwächst. Wertfreie, präsente Beobachterposition.

Es folgte die Abgabe der Substanz MDBD ( 2-Methylamino-1-(3,4-methylendioxyphenyl)butan ). Diese Substanz gehört in die Familie der Empathogene.
Ein Empathogen ist ein Wirkstoff, der dazu führt, dass die unter seinem Einfluss stehende Person das Gefühl hat,
mit anderen Menschen zusammen eine Einheit zu bilden, sie zu verstehen, mit ihnen gemeinsam zu fühlen.
Der Begriff setzt sich aus empátho (griechisch ἐμπάθω, „mitfühlen“; vergleiche Empathie)
und der Endung -gen (von griechisch γένεσις, génesis, „Entstehung“) zusammen.

MDBD weist parallelen zu MDMA auf, wird jedoch im einzelnen nicht als so euphorisch erlebt. Um in sein Herzenszustand zu gelangen, muss
zunächst eine tiefere Auseinandersetzung mit den inneren Gefühlen stattfinden und die Öffnung erarbeitet werden.

Zuerst folgte eine gemeinsame Meditation, gefolgt von Musik, dem Zuhören von Texten, Energie und Körperübung, Ruhephase und Innenschau.
Schon bald begann sich ein einheitliches Empfinden mit sich und der Umwelt. Es fanden individuelle Lösungsprozesse statt die alleine oder
von und in der Gruppe verarbeitet wurden. Es wurde kaum gesprochen und man konzentrierte sich auf die innere Stille. Hie und da wurde sanft
geweint und Momente des Loslassens und Verbundenseins geteilt.

Nach ca. 2 Stunden folgte erneut eine gemeinsame, tantrische Begenungsübung. Man setzte sich wieder zu einem Kreis zusammen und die
Abgabe von LSD-25 (d-Lyserg-Säure-Diethylamid-25) erfolgte individuell wahlweise 100 mic., 200 mic. oder gar kein LSD.
Diese Substanz zählt zu den Halluzinogene und weist auch Eigenschaften der Entheogene auf. Wobei es sich bei den Veränderungen der
Sinneswahrnehmung selten bis nie um richtige Halluzinationen handelt. Es entstehen synestetische Eindrücke, erhöhtes und tieferes
Gefühlsempfinden, breiteres Sinneswahrnehmungs-Spektrum. Bei Halluzinationen jedoch werden Dinge erfahren die nicht real sind und nichts mit dem
gegenwärtigen Kontext zu tun haben. Bei stark und lange verdrängten und abgespaltene Gefühle können als visuelle Projektionen oder Halluzinationen
wahrgenommen werden. Dies ist in der Regel jedoch tendenziell selten zu beobachten und stark von Set und Setting abhängig.

Das Adjektiv entheogen setzt sich aus den altgriechischen Ausdrücken ἔν (en = in), θεός (theos = Gott) und γενέσθαι (genesthai = bewirken) zusammen.
Damit wird eine spirituelle Erfahrung bezeichnet, die als All-Einheit empfunden wird und die häufig bei Gebrauch bestimmter Drogen vom Konsumenten
beschrieben wird.
Der Begriff wurde 1970 bei einem informellen Komitee von R. Gordon Wasson, Jonathan Ott u. a. eingeführt.
Er ersetzt abschätzige Bezeichnungen für spirituell nutzbare Substanzen mit halluzinogenen Wirkeigenschaften.
Als Beispiel seien Psilocybin, Dimethyltryptamin (DMT) oder Salvia divinorum genannt.
Gemäß dieser Definition sind Entheogene weitgehend identisch mit den Psychedelika.
In einem allgemeineren Sinne werden als Entheogene Stoffe und Zubereitungen bezeichnet, welche traditionell zu spirituellen und religiösen Zwecken benutzt werden.
Ihr Gebrauch in diesem Kontext kann dazu führen, dass die unter Einfluss stehende Person das Gefühl hat, mit Gott oder anderen Wesenheiten verbunden zu sein
oder das ganze Universum zu erfassen und zu schauen. Der Zustand ist vergleichbar mit dem eines Schamanen, der sich etwa durch die Wirkung
eines Elixiers in die Lage versetzt, mit den Geistern zu kommunizieren. Klassische Entheogene sind z. B. Ayahuasca, psychoaktive Pilze
oder der Azteken-Salbei (Salvia divinorum).
Die meisten Entheogene wirken psychedelisch oder zumindest über Modulation des Dopaminstoffwechsels in Teilen des Gehirns psychotomimetisch,
sie lösen also einen Trip aus.

Es wird erneut gemeinsam die Stille gesucht und meditiert. Es erfolgt eine musikalische Einlage und anschliessnede Ruhephase. Der Wirkungsübergang ist
individuell sowie kollektiv deutlich spürbar, jedoch sehr sanft in seiner Ankunft. Er wird allgemein vielmehr als ein gelöstes Hineingleiten, als
wellenartiges Überrollen empfunden. Die körperliche Wahrnehmung dehnt sich über die physikalischen Grenzen des vierdimensionalen Raumes aus
und eine Gelöstheit stellt sich ein. Dabei wird das Übergehen von einigen als friedlichen Sterbeprozess empfunden.
Manche erleben eine ozeanische Selbstentgrenzung, wieder andere eine innere, emotinsspezifische Fokusierung.
Abgespaltene Individual oder Gruppengefühle sind kaum vorhanden. Keine hysterischen Entladungen oder Panikgefühle.

Erneut werden Texte vorgelesen, die die innere Haltung bestärken und den Fokus auf das gemeinsame Hier und Jetzt richten. Die räumliche
Getrenntheit ist aufgehoben und die rigiede Egostruktur tritt in den Hintergrund. Man nimmt allgemein nicht mehr die "Ich bin Ich und Du bist Du"-Haltung
wahr und geht über zu einem verbindenden "Du bist Ich und Ich bin Du".
Gemeinsame Energie und Körperübung folgen und augneblicklich scheint sich die Energie der gesamten Gruppe synchronisierend zu verdichten.
Intuitiv richten sich die einzelnen Haltungen nach der gemeinsam erfahrbaren, räumlichen Energie aus und dies trotz geschlossener Augen.
Wir befinden uns in einem gruppentlepathischen Konsenz. Schwarminnteligenz. Das gefühl eines grossen, pullsierenden Organismus.

Vortsetzung folgt...
AngelGirl
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Registriert: Di 3. Jul 2012, 12:46

Re: Erfahrungsbericht einer psycholytischen Gruppensitzung

Beitrag von AngelGirl »

Hallo Tatzuwurm! Ich bin erst jetzt auf deinen tollen Bericht gestoßen - er geht mir wirklich unter die Haut! Es ist wirklich mutig, dass du deine eigenen Erfahrungen hier postest und uns alle an den Erlebnissen teilhaben lässt! Ich bin gespannt auf weitere Berichte und wie es weitergehen wird! Ich wünsch dir alles Gute!!
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industrialsun
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Registriert: Di 7. Jun 2005, 10:57

Re: Erfahrungsbericht einer psycholytischen Gruppensitzung

Beitrag von industrialsun »

ja gerne fortsetzung!
ich weiss, dass ich nicht(s) weiss
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