Ich möchte die mögliche Wirkung der Homöopathie keineswegs in Frage stellen. Allerdings ist der menschliche Organismus und Geist hoch komplex, dass ich bezweifle, das man durch eine verbale Anamnese (d.h. ohne eine eingehende medizinische Untersuchung) herausfinden kann, was für ein Mittel auf ein bestimmtes Krankheitsbild oder meinetwegen eine bestimmte Verstimmung der Lebensenergie das Richtige wäre. Das klingt mir ein wenig idealistisch. Zumal die Möglichkeiten der Medizin hier auch eingeschränkt sind und sie die rein verbale Anamnese gar nicht ausschließt.
Man sollte nicht vergessen, dass die Medizin ebenso Krankheiten anerkennt, die ihre Ursachen bzw. Beziehungen im Geiste haben (Psychosomatik). Aber es gibt eben auch solche, die nicht der Psychosomatik zuzuordnen sind. Beispielsweise ist Krebs ein genetischer Defekt, der zur Folge hat, dass sich bösartige Zellen reproduzieren. Ein derartiger körperlicher Schaden hat nichts mit Geist zu tun. Dies lässt sich beweisen. Wer dem widerspricht, hat m.E. das Wort Evidenz nicht durchdrungen.
Ich möchte nicht der Homöopathie eine rationale Vorgehensweise absprechen, die durchaus wissenschaftlichen Methoden ähnelt oder dieselben sind. Allerdings ist das Kennzeichen einer jeden wissenschaftlichen Methode die methodisch gewonnene Erkenntnis. Eine wissenschaftliche Erkenntnis ist aber allgemein wahr und daher grundsätzlich durch andere nachvollziehbar und reproduzierbar. Erfüllt sie nicht dieses Kriterium, kann nicht von echter Wissenschaft gesprochen werden, unabhängig davon, inwiefern die gewonnene Erkenntnis im Einzelnen wahr ist.
Dass selbst der Begründer der Homöopathie mit nicht reproduzierbaren Erkenntnissen arbeitete, habe ich dem Wikipedia-Artikel über Homöopathie entnommen:
Die Entwicklung dieses zentralen Prinzips der Homöopathie geht auf einen Selbstversuch Hahnemanns zurück, mit dem er herausfinden wollte, wie die damals schon als Mittel gegen Malaria bekannte Chinarinde wirkt.[2]
Bei diesem Selbstversuch nahm Hahnemann als gesunder Mensch Chinarinde ein und beobachtete an sich das vorübergehende Auftreten von Symptomen, die denen der Malaria ähnelten. Daraufhin vermutete er, dass eine solche Fähigkeit, ähnliche Symptome zu erzeugen, möglicherweise ursächlich für die Heilwirkung der Chinarinde bei Malaria sei. Er unternahm nun weitere Selbst- und Fremdversuche und hielt Ausschau nach weiteren Mitteln, auf die seine Vermutung zutreffen könnte. Schließlich erhob er die von ihm angenommene Wirkungsweise zu einem allgemeinen Prinzip der Arzneiwirkung, dem Ähnlichkeitsprinzip.
Hahnemann verzichtete zunächst auf Versuche einer theoretischen Begründung. In seinem Spätwerk[3] bezog er sich – offensichtlich bemüht um eine nach damaligen Maßstäben wissenschaftliche Begründung – auf vitalistische Vorstellungen („Umstimmung der Lebenskraft“). Hahnemanns Selbstversuch mit Chinarinde war zwar von ihm selbst schriftlich dokumentiert worden, konnte aber bis heute nicht reproduziert werden. Inzwischen ist bekannt, dass Chinarinde bzw. das darin enthaltene Chinin durch Eingreifen in den Fortpflanzungszyklus der Malariaerreger wirkt und dass das Mittel im Allgemeinen nicht die von Hahnemann beschriebenen Symptome hervorruft. Möglicherweise handelte es sich bei diesen um eine allergische Reaktion aufgrund einer Sensibilisierung für Chinin (Hahnemann hatte das Mittel bereits früher gegen ein „Quartanfieber“ eingenommen).[4]
http://de.wikipedia.org/wiki/Hom%C3%B6opathie
Zu Studien: manchmal denke ich, wenn hier im Forum das Wort Studie fällt, man gleich an Betrug, Lügen und Geldmacherei der Pharmakonzerne denkt. Das darf jeder für sich gerne machen und ist mir persönlich auch egal.
Für mich heißt Studie: die unvoreingenommene, vorurteilsfreie Herangehensweise an eine Fragestellung der Natur resp. des Geistes ohne die geringste Erwartung oder Hoffnung auf ein Ergebnis. Dass es heute viele Studien gibt, die diese Voraussetzung nicht erfüllen, führt dazu, dass der Begriff "Studie" weiter gefasst werden kann. Studien werden heute zum Teil von Interessengruppen finanziert, was ihre Wissenschaftlichkeit relativiert, ja sogar teilweise gänzlich in Frage stellt.
Übrigens: ich möchte in keiner Weise die Wirksamkeit des Geistes und einer positiven Grundhaltung anzweifeln. Dass aber dies alle Arten von Krankheiten aufheben bzw. sie erst gar nicht entstehen lassen kann, finde ich nicht nur leichtgläubig, sondern eine Beleidigung gegenüber vielen Menschen, die an schweren physisch bedingten Krankheiten leiden oder sogar daran gestorben sind.
Im habe weder mit Medizin noch mit Homöopathie (bzw. Alternativmedizin im Allgemeinen) Probleme. Ich leide selbst seit Monaten an einem Tinnitus (der Medizin sind nur 2% der Ursachen bekannt - Anamnese?
) und werde mich bald einer Akkupunktur unterziehen. Dies macht ein Allgemeinmediziner, der sich schon seit fast 30 Jahren auch mit alternativ medizinischen Methoden beschäftigt. Er vereinigt die verschiedenen Formen der Heilkunst und spricht keiner Nutzen ab. Ich denke, das ist der einzige, sinnvolle Ansatz, um der Wahrheit näher zu kommen.
Ein guter Freund von mir leidet seit er auf der Welt ist an einem ständige Juckreiz (Neurodermitis). Das hat was mit einem fehlenden Enzym in der Haut zu tun, was vom Körper aufgrund eines genetischen Fehlers nicht produziert wird. Er hatte diese Krankheit bevor er überhaupt so etwas wie Geist wahrnehmen konnte. Sie ist chronisch und unheilbar. Aufgrund des Juckens hatte er schon verschiedene Wundflecken an der Haut, die alles andere als appetitlich aussahen. Inzwischen, nach 30 Jahren, hat er die Krankheit geistig einigermaßen unter Kontrolle, dass er eben dem Juckreiz nicht mehr nachgibt und von sich sagen kann, ein normales Leben zu führen. D.h. aber nicht, dass es ihn nicht ständig juckt.
Ich würde mit Aussagen über den Geist/Lebenskraft etwas vorsichtiger sein. Damit könnte die Homöopathie, die vernünftige Ansätze zur Behandlung einiger Krankheiten beinhalten mag, leicht in ein falsches Licht gerückt werden.