Ethisch leben?!

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moonlightfairy
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Ethisch leben?!

Beitrag von moonlightfairy »

Seit einigen Monaten hat die Thematik ‘ethisch Leben’ enorm an Wichtigkeit und Brisanz zugenommen in meinem Leben. Angefangen mit der Auseinandersetzung mit Veganimus ist ein Stein ins Rollen gekommen, der eine regelrechte Lawine in mir ausgelöst hat. Konkret bedeutet das, dass ich versuche mir so bewusst wie möglich zu sein, was ich tue und was ich mit meinem Tun bewirke. Generell, aber vor allem auch in Bezug auf meinen Konsum. Ich will wissen, was mein handeln, was ich kaufe, was ich nutze, was ich unterstütze, wie ich mich fortbewege, was ich zu mir nehme… für Konsequenzen mit sich zieht. Und ob ich mit diesen Konsequenzen leben kann, und wenn dies nicht der Fall ist, was ich ändern kann. Noch konkreter heisst das, ich habe begonnen, so vegan wie möglich zu leben. Ich möchte weniger Abfall produzieren. Ich möchte natürliche Lebensmittel (eben wirklich Lebensmittel und nicht Nahrungsmittel) zu mir nehmen. Ich möchte meinen ökologischen Fussabdruck minimieren. Ich möchte nicht mehr auf Kosten anderer leben. Ich ziehe möglichst viele meiner Lebensmittel selbst (mit meinem Liebsten gemeinsam). Ich kaufe möglichst bio, regional, fairtrade. Ich boykottiere Grosskonzerne. Ich versuche liebevoll und genügsam mit den Ressourcen umzugehen, die mir zur Verfügung stehen. Es geht mir darum, dass ich nicht mehr inkonsequent sein will. Das heisst, wenn ich gewisse Dinge weiss, will ich nicht mehr so tun, als wüsste ich es nicht um so weitermachen zu können, wie zuvor.
Für mich fühlt sich diese Veränderung, dieser Prozess, dieses ‚neue‘ Bewusstsein, dieses neue Handeln und auch diese neue Stärke (aufzustehen und gewisse Dinge, die ich nicht okay finde, nicht mehr mitzumachen) wundervoll an. Richtig und gut und wichtig und wertvoll. Es bereichert mein Leben.
Es konfrontiert mich jedoch auch mit schwierigen Situationen. Z.B. beim Einkaufen. Wenn ich etwas brauche, kaufe ich bio von irgendwoher oder das von hier mit E-Stoffen und aus konventioneller Herstellung? Thema Fortbewegung? Fragen über Fragen.
Da gemeinsam Essen ein wichtiges soziales Ritual ist, wird es manchmal als Ärgernis angesehen, wenn man bei diesem Ritual nicht mehr in der gleichen Form wie vorher mitmacht. Am Anfang war ich so enthusiastisch über meine ‚neuen‘ Erkenntnisse (für mich waren sie das in dem Moment), dass ich mit jedem darüber reden wollte. Dabei merkte ich, dass es Themen sind, von denen viele Leute nichts hören wollen und mit denen man Leuten schnell auf den Sack, bzw. die Eierstöcke gehen kann. Ich versuche nun zurückhaltender zu sein. Aber ich merke, dass es für mich manchmal eine recht frustrierende Sache ist. Zu versuchen, liebevoll, achtsam, bewusst, ethisch zu leben und auf Ablehnung zu stossen. Ich glaube aus tiefstem Herzen, dass es so unglaublich wichtig ist, dass uns unsere Umwelt wichtig ist. Und ich wünsche mir soooooo sehr eine Veränderung in diese Richtung. Ich bin so dankbar für all diese wertvollen Geschenke, die dieser wundervolle, zauberhafte Planet uns schenkt. Es tut mir unglaublich leid, dass es so lange gedauert hat, dass ich gewisse Dinge nicht schon früher begriffen habe. Und es tut mir so unendlich leid, was meine Artgenossen (und auch ich leider noch teilweise) hier anrichten.

Ich denke, hier gibt es noch andere, denen diese Themen wichtig sind. Wie ist das bei euch, was findet ihr wichtig, was ist toll, was ist schwierig und wie macht ihr es wieder einfach?
The Dude

Re: Ethisch leben?!

Beitrag von The Dude »

moonlightfairy hat geschrieben:Ich denke, hier gibt es noch andere, denen diese Themen wichtig sind. Wie ist das bei euch, was findet ihr wichtig, was ist toll, was ist schwierig und wie macht ihr es wieder einfach?
Ja, und genau darum finde ich diesen Thread von Dir ein treffliches Musterbeispiel für Wichtiges und Tolles, dass mich immer sehr erfreut. Denn ein ethisches Leben ist mE. eminent! Die Verantwortung dem Leben Selbst gegenüber gebietet es eigentlich... ...und macht sinnlos schwieriges und kompliziertes auch wieder ein-fach. O:)
Mehr sicher noch ein andermal. Ich lass mal andern den Vortritt. ;-)
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nexus
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von nexus »

:-k
Ethik, "die Sittenlehre" ist die "praktische" Philosophie, denn sie sucht nach einer Antwort auf die Frage: was sollen wir tun? Für die kantische Ethik ist die Antwort auf diese Frage durch den kategorischen Imperativ gegeben. Die Ethik lehrt, die jeweilige Sitution zu beurteilen, um das ethisch (sittlich) richtige Handeln zu ermöglichen. Sie erzieht den Menschen zu seinem Beruf, die Welt dadurch zu vollenden, dass er das Reich des Seienden mit dem Reich des Seinsollenden überbaut. Die Ethik untersucht, was im Leben und in der Welt wertvoll ist, denn das ethische Verhalten besteht in der Verwirklichung ethischer Werte. Diese Werte sind sowohl in der jeweiligen Situation als auch in der Person zu finden. Die Ethik dient der Erweckung des Wertbewusstseins.

In dem Leben, das der moderne Mensch zu führen gezwungen ist, findet ethische Betrachtung und Besinnng schwer einen Platz. Der moderne Mensch ist abgestumpft und in hastender Bewegung. Dagegen ist der ethische Mensch der Wertsichtige, der Weise der Schmenkende der die feine Zunge, der das feine Organ für die Wertfülle des Lebens besitzt. Ein undiffernzierbares Wertbewusstsein ergibt sich für jeden Menschen aus der Funktion seines Willens, da der Wille nur in Richtung auf einen Wert tätig werden kann. Die durch Erziehung bzw. ethische Besinnung erschlossenen ethischen Werte ordnen sich von selbst in eine Rangornung ein, eine Wertpyramide, deren Basis von den unbewusst verwirklichten Vitalwerten (Wille zum Leben, Nahrungstrieb, Geschlechtstrieb usw.) gebildet wird, an deren Spitze der höchste denkbare Wert steht. Ethische Werte sind Werte der Gesinnung und des Verhaltens.

Jeder als solcher erkannte ethische Wert lenkt die ethische Energie des Menschen auf sich und fordert vom Menschen seine Verwirklichung. Eine Umwertung von Werten findet nicht statt, wohl aber ein Umsatz von Werten im Wertbewusstsein: die "Enge" des Wertbewusstseins hat zur Folge, dass jeweils nur eine beschränkte Zahl von Werten, ein begrenzter Ausschnitt aus dem Reich der Werte gleichzeitig aufgefasst werden kann. Die Anforderungen des menschlichen Daseins bewirken, dass ständig neue Werte über die Schwelle des Wertbewusstseins treten, andere aus ihm ausscheiden. Was vor hundert Jahren gute Sitte war, kann heute sittenwidrig sein.

Jeder Mensch hat die ihm eigentümliche Wertpyramide. Die Wertpyramiden der Angehörigen eines Volkes haben einen gemeinsamen Kern, der die Werte enthält, deren Verwirklichung von jedermann gefordert und bei jedermann vorausgesetzt wird. Die Gruppe der in diesem Kern vereinigten Werte macht die gute Sitte aus, die geltende Moral. Die Wertverwirklichung besteht darin, dass von einem Wert ausgehenden Forderung nachgegeben und dass das alltägliche Leben dieser Forderung angepasst wird, dass z. B. die Ehrlichkeit als Tugend nicht nur anerkannt, sondern konsequent geübt wird. In den Situationen des alltäglichen Lebens hat der Mensch in der Regel die Wahl zwischen mehreren Werten. Die Ethik setzt voraus, dass der Mensch die Möglichkeit des Wählens, dass er Freiheit hat. Die Ethik zeigt, dass der Mensch dann ethisch richtig handelt, wenn er denjenigen Wert verwirklicht, der zu seiner Verwirklichung das höhere Mass an ethischer Energie (z. B. Selbstlosigkeit) verlangt. Der erforderliche Energiebedarf zeigt an, dass der betreffende Wert einen (für das Individium) höheren Rang einnimmt, als die anderen zur Wahl stehenden Werte. Die Verwirklichung des jeweils höchsten erkennbaren Wertes ist das Gute, die Verwirklichung eines tiefer stehenden Wetres ist das Böse.

Im Reich der ethisch bedeutsamen Werte lassen sich unterscheiden:
1. die dem Menschen anhaftenden Grundwerte, die in alle anderen ethischen Werten mehr oder weniger übergreifen: der Wert des Lebens, des Bewusstseins, des Leidens, der Kraft, der Willensfreiheit, der Voraussicht, der Fähigkeit Zwecke zu setzen;
2. die Tugenden: Gerechtigkeit, Weisheit, Tapferkeit, Selbstbeherrschung, Nächstenliebe, Warhaftigkeit und Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit und Treue, Vertrauen und Glaube, Bescheidenheit und Demut, Werte des Umgangs mit anderen.
3. die speziellen ethischen Werte: Fernstenliebe, Verschenken geistlichen Besitzes, die Persönlichkeitswerte, die auf den idealen Wert der fremden Persönlichkeit gerichtete Liebe. Jeder dieser Werte lässt sich noch weitgehend differenzieren.

Finds schön wenn man Tiere auch als Persönlichkeiten betrachted und nicht als Essware ;)
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seelentaenzerin
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von seelentaenzerin »

Bei mir happerts vor allem an dem, wie du es nennst, konsequent sein. Die "Erkenntnis" habe/hätte ich schon lange, aber ich schaffe es einfach nicht, konsequent danach zu leben. Bei mir ist es nicht Unwissenheit, die mich "schlecht" leben lässt, sondern Faulheit, Bequemlichkeit, wasauchimmer, mein Leben endlich so zu ändern, dass ich mit meinem Lebensstil zufrieden sein könnte (was definitiv schlimmer ist als Unwissenheit). Aber ja, es ist halt einfach auch sauschwer, seinen Platz in dieser Gesellschaft zu finden, in der schon nur die eigene Existenz (fast?) nur möglich ist, indem man das Spiel mitspielt.
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von Leuchtherz »

das ver-rückte am Ganzen ist, das die Menschen die sich überhaupt gedanken machen und das eine oder andere schon umgesetzt haben immer noch weiter "gewissensbisse" plagen und die, die sich keine gedanken machen und den grössten teil verursachen, sich einen deut um das gewissen scheren das sie plagen sollte.
also ihr lieben "Bewussten", lasst Euch durch den Dämon des Gewissens nicht in die irre führen. geht kleine schritte den für Euch richtigen weg, denkt nicht nur daran was ihr noch nicht alles erreicht habt sondern manchmal auch an das was ihr der Mutter Erde schon liebes tut. gebt dem Gewissen weiter platz Euch zu führen aber lasst Euch nicht plagen von ihm. den schon allein das ihr noch ein Gewissen spürt zeigt das ihr Euch bestimmt auf dem richtigen weg befindet.
denkt daran das es nicht Eure Aufgabe ist die Welt zu verändern sondern nur ein positiver Teil der Veränderung zu sein und stehts von ganzem Herzen ja zu sagen für die Veränderung zu einer besseren Welt.
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
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Ogetron
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von Ogetron »

Also ich finde es gibt halt immer verschiedene Aspekte, und auch die Geschichte muss man einwenig mit einbeziehen.
Ich würd von mir sagen, dass ich auch recht grün eingestellt bin. Trotzdem besitzte ich aber ein Auto weil ich in der Frühschicht arbeite bevors ein ÖV-Angebot gibt. Da ich aber Teilzeitstudent bin und deswegen auch nur ein halbes Einkommen habe, konsumiere ich immerhin (gezwungener Massen) nicht so viel.

Aber eben, es gibt halt immer verschiedene Aspekte, mit Holz heizen ist z.B. umweltfreundlicher als mit Erdöl, würden aber alle Schweizer mit Holz heizen, hätten wir bald keinen Wald mehr, und garnicht heizen ist eben auch eher unvorstellbar. Dafür könnten aber alle den Regler etwas runter drehen und halt eben minimalst heizen. Das ist das was ich tue. Klar, es gibt auch Passivenergiehäuser, aber bis der gesamte Häuserpark ersetzt wird, dauert das halt seine Zeit.

Ein anderer Punkt ist z.B. Biolebensmittel. Das ist gut und recht, historisch betrachtet muss man aber sagen, dass ohne den Einsatz von Kunstdünger die Menschheit garnie fähig gewesen wäre ins Industriezeitalter einzutretten. Und bei allem Hass gegenüber dem Kaptialismus, vorher gings der Menschheit weitaus schlechter. Und ohne eine halb wegs industriele Lebensmittelproduktion ist es auch kaum möglich 7..8 oder bald mal 9 Mrd Menschen zu ernähren.
Zudem muss man auch mal noch sagen das nicht jede E-Nummer perse böse ist. Da gibts auch Farben die aus Gemüse gewonnen und konzentriert wird oder Zitronensäure usw.

Nichts desto trotz seh ich es grundsätzlich auch wie du. Würde jeder Europäer nur 10 oder 20 % weniger konsumieren, wär die Welt schon viel besser dran. Und in den meisten Fällen ginge das ohne Verlust von Lebensqualität, oft wäre sogar ein Gewinn drin.

Allerdings finde ich auch, man kann nicht alle Menschen dazu zwingen, und wenn du die Leute zu lange damit voll leierst, bringts auch nicht mehr. Am besten ist es halt schon, wenn mans selber merkt.

Aber wie meistens reagiert der Mensch erst wenns richtig weh tut.
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moonlightfairy
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von moonlightfairy »

seelentaenzerin hat geschrieben:Bei mir happerts vor allem an dem, wie du es nennst, konsequent sein. Die "Erkenntnis" habe/hätte ich schon lange, aber ich schaffe es einfach nicht, konsequent danach zu leben. Bei mir ist es nicht Unwissenheit, die mich "schlecht" leben lässt, sondern Faulheit, Bequemlichkeit, wasauchimmer, mein Leben endlich so zu ändern, dass ich mit meinem Lebensstil zufrieden sein könnte (was definitiv schlimmer ist als Unwissenheit). Aber ja, es ist halt einfach auch sauschwer, seinen Platz in dieser Gesellschaft zu finden, in der schon nur die eigene Existenz (fast?) nur möglich ist, indem man das Spiel mitspielt.
Mein Tipp: tus einfach. Fühlt sich super an und braucht gar nicht so viel Energie, wie es den Anschein hat. Ein bisschen Umdenken, eine Angewöhnungsphase und plötzlich ist es genauso automatisiert und normal, wie das vorherige.

Und was das Spiel anbelangt, ich weiss genau was du meinst. Das ist für mich momentan die grösste Herausforderung. Heraus zu finden, wie ich das Spiel nach meinen Regeln spielen kann. Aber ich weiss, dass es möglich ist. Es ist nur nicht möglich, wenn wir es nicht mal erst versuchen. Also nur Mut :-)
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moonlightfairy
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von moonlightfairy »

nexus hat geschrieben::-k
Ethik, "die Sittenlehre" ist die "praktische" Philosophie, denn sie sucht nach einer Antwort auf die Frage: was sollen wir tun? Für die kantische Ethik ist die Antwort auf diese Frage durch den kategorischen Imperativ gegeben. Die Ethik lehrt, die jeweilige Sitution zu beurteilen, um das ethisch (sittlich) richtige Handeln zu ermöglichen. Sie erzieht den Menschen zu seinem Beruf, die Welt dadurch zu vollenden, dass er das Reich des Seienden mit dem Reich des Seinsollenden überbaut. Die Ethik untersucht, was im Leben und in der Welt wertvoll ist, denn das ethische Verhalten besteht in der Verwirklichung ethischer Werte. Diese Werte sind sowohl in der jeweiligen Situation als auch in der Person zu finden. Die Ethik dient der Erweckung des Wertbewusstseins.

In dem Leben, das der moderne Mensch zu führen gezwungen ist, findet ethische Betrachtung und Besinnng schwer einen Platz. Der moderne Mensch ist abgestumpft und in hastender Bewegung. Dagegen ist der ethische Mensch der Wertsichtige, der Weise der Schmenkende der die feine Zunge, der das feine Organ für die Wertfülle des Lebens besitzt. Ein undiffernzierbares Wertbewusstsein ergibt sich für jeden Menschen aus der Funktion seines Willens, da der Wille nur in Richtung auf einen Wert tätig werden kann. Die durch Erziehung bzw. ethische Besinnung erschlossenen ethischen Werte ordnen sich von selbst in eine Rangornung ein, eine Wertpyramide, deren Basis von den unbewusst verwirklichten Vitalwerten (Wille zum Leben, Nahrungstrieb, Geschlechtstrieb usw.) gebildet wird, an deren Spitze der höchste denkbare Wert steht. Ethische Werte sind Werte der Gesinnung und des Verhaltens.

Jeder als solcher erkannte ethische Wert lenkt die ethische Energie des Menschen auf sich und fordert vom Menschen seine Verwirklichung. Eine Umwertung von Werten findet nicht statt, wohl aber ein Umsatz von Werten im Wertbewusstsein: die "Enge" des Wertbewusstseins hat zur Folge, dass jeweils nur eine beschränkte Zahl von Werten, ein begrenzter Ausschnitt aus dem Reich der Werte gleichzeitig aufgefasst werden kann. Die Anforderungen des menschlichen Daseins bewirken, dass ständig neue Werte über die Schwelle des Wertbewusstseins treten, andere aus ihm ausscheiden. Was vor hundert Jahren gute Sitte war, kann heute sittenwidrig sein.

Jeder Mensch hat die ihm eigentümliche Wertpyramide. Die Wertpyramiden der Angehörigen eines Volkes haben einen gemeinsamen Kern, der die Werte enthält, deren Verwirklichung von jedermann gefordert und bei jedermann vorausgesetzt wird. Die Gruppe der in diesem Kern vereinigten Werte macht die gute Sitte aus, die geltende Moral. Die Wertverwirklichung besteht darin, dass von einem Wert ausgehenden Forderung nachgegeben und dass das alltägliche Leben dieser Forderung angepasst wird, dass z. B. die Ehrlichkeit als Tugend nicht nur anerkannt, sondern konsequent geübt wird. In den Situationen des alltäglichen Lebens hat der Mensch in der Regel die Wahl zwischen mehreren Werten. Die Ethik setzt voraus, dass der Mensch die Möglichkeit des Wählens, dass er Freiheit hat. Die Ethik zeigt, dass der Mensch dann ethisch richtig handelt, wenn er denjenigen Wert verwirklicht, der zu seiner Verwirklichung das höhere Mass an ethischer Energie (z. B. Selbstlosigkeit) verlangt. Der erforderliche Energiebedarf zeigt an, dass der betreffende Wert einen (für das Individium) höheren Rang einnimmt, als die anderen zur Wahl stehenden Werte. Die Verwirklichung des jeweils höchsten erkennbaren Wertes ist das Gute, die Verwirklichung eines tiefer stehenden Wetres ist das Böse.

Im Reich der ethisch bedeutsamen Werte lassen sich unterscheiden:
1. die dem Menschen anhaftenden Grundwerte, die in alle anderen ethischen Werten mehr oder weniger übergreifen: der Wert des Lebens, des Bewusstseins, des Leidens, der Kraft, der Willensfreiheit, der Voraussicht, der Fähigkeit Zwecke zu setzen;
2. die Tugenden: Gerechtigkeit, Weisheit, Tapferkeit, Selbstbeherrschung, Nächstenliebe, Warhaftigkeit und Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit und Treue, Vertrauen und Glaube, Bescheidenheit und Demut, Werte des Umgangs mit anderen.
3. die speziellen ethischen Werte: Fernstenliebe, Verschenken geistlichen Besitzes, die Persönlichkeitswerte, die auf den idealen Wert der fremden Persönlichkeit gerichtete Liebe. Jeder dieser Werte lässt sich noch weitgehend differenzieren.

Finds schön wenn man Tiere auch als Persönlichkeiten betrachted und nicht als Essware ;)
Wow! Danke für die Anregung zum Nachdenken. Habe mich nämlich gar nicht so mit dem Begriff auseinandergesetzt. Wertvoller Beitrag!
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moonlightfairy
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von moonlightfairy »

@Leuchtherz: Danke auch für deinen Beitrag. Stimmt, vor lauter 'Aaaah, ich sött no das u dieses u jenes u eis u überhaupt dWält im Älleigang rette' ;) geht das manchmal vergessen. Danke für's Erinnern.

@Ogetron: Stimmt schon, das Thema beinhaltet viele verschiedene Aspekte. Was das voll leiern anbelangt, da muss ich mich schon etwas an der Nase nehmen. Aber ich bin schon nicht mehr ganz so schlimm :-) Bin was das anbelangt immer etwas hin und hergerissen. Will niemandem auf die Nerven gehen, aber finde bestimmte Themen sooooo wichtig und hätte es selbst gerne früher gewusst, bzw mich früher damit auseinandergesetzt und dann fällt's mir schon schwer, das nicht gleich jedem aufs Aug zu drücken, der oder die nicht schnell genug weg ist ;)

Geschichtlich kann ich nicht viel dazu sagen. Viel ausmachen würde auch schon, wenn 'nur' so viel produziert würde, wie auch effektiv konsumiert wird. Meine Güte, das wären massenhaft weniger Lebensmittel, die für nichts und wieder nichts produziert werden.

Was mich in der letzten Zeit unglaublich befremdet, ist, zu sehen für welche unmöglichen Dinge unglaublich viel Geld ausgegeben wird (irgendwelche Feste, Forschungen in meiner Meinung nach total unnötigen Bereichen, Armee-Technik-Zeugs und Waffen und bla, was weiss ich noch alles), aber es liegt nicht drin, elementare Probleme anzugehen.

Dass erst was passiert, wenns richtig weh tut, befürchte ich eben auch. Aber ich bin auch hoffnungsvoll. Wir haben es auch mit in der Hand!
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von mr_protect »

Damit ihr Zugang zu diesem Forum habt, benützt ihr wohl ein Produkt eines Grosskonzerns oder?
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moonlightfairy
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von moonlightfairy »

mr_protect hat geschrieben:Damit ihr Zugang zu diesem Forum habt, benützt ihr wohl ein Produkt eines Grosskonzerns oder?
Das ist so. Was willst du damit sagen? Ich bin noch lange nicht perfekt (was auch immer das heissen mag), bzw. bin noch nicht so weit, alles bis ins kleinste Detail völlig so zu machen, wie ich es eigentlich anstrebe. Das würde bedeuten, zur Gänze selbstversorgerisch zu leben in allen Belangen. Ich suche einfach gerade meinen Weg in dem Ganzen, wie ich bestehen kann, wie ich es so gut und richtig wie möglich machen kann, dass es sich gut anfühlt. Und dass ich dort wo ich es kann, den Wahnsinn nicht unterstütze. Und vor allem ist ist mir wichtig, nicht einfach nichts zu machen, weil ich noch nicht 'überall' was machen kann, wenn du verstehst was ich meine.

Mich würde interessieren, wieso genau du diesen Kommentar geschrieben hast? Und wie du zu der ganzen Thematik stehst, was du davon haltest, wie du das lebst?
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von Leuchtherz »

Gerade eben war ich auf dem klo und hab da ein paar Produkte von Grosskonzernen benutzt :shock:
dabei werde ich wohl die legitimation zur Diskussion über Ethik verlohren haben... so ein "Schei**" aber auch.
Nun, das nächste mal benutz ich wohl nachbars Garten um ethisch korrekt zu bleiben, meine Katze macht das ja auch ab und zu so und die fühlt sich ethisch absolut wohl ;)
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von mr_protect »

Eure Taten/Gedanken sind durchaus lobenswert und auch ich bin der Meinung man sollte viele Dinge nach Sinn/Zweck/Wirkung hinterfragen. Doch ist denn alles schlecht was die Grosskonzerne machen? Der technische und wirtschaftliche Fortschitt war nur durch diese Konzerne möglich, auch wenn mit teils ethisch fragwürdigen Mitteln.

Ich möchte dies keinesfalls gutheissen. Es sollte möglich sein ein gesundes (Gross-)Unternehmen auch ethisch zu führen, aber dann müssten halt alle (Konkurrenz/Staat etc.) an einem Strang ziehen...
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von Leuchtherz »

Da bin ich nicht ganz der selben Meinung das es "nur" durch die Grosskonzerne zum technischen Fortschritt kommt. zum einen waren die "Visionäre" meist Menschen und nicht Konzerne (ok die Mittel wurdenauch von Konzernen zur verfügung gestellt) zum anderen haben aber die Patente mehr zur hemmung als zur förderung von der tech. entwicklung beigetragen.

man kann vielleicht dankbarsein für all die möglichkeiten die geschaffen wurden es fällt mir aber schwer dankbar zu sein für das "wie" sie zT geschaffen wurden.

Es ist sogar ein "Dilemma" in das man hineingesetzt wird. "los sei jetzt dankbar den wir haben Dein leben enorm erleichtert" "aber all die opfer?" "ja opfer sind nötig damit Du das hast was Du hast."
Man steht mit dem rücken zur wand. nie wurde man gefragt was man alles bereit ist hinzunehmen für das was ist.
Das Steak liegt schon geschlachtet und gebraten vor einem auf dem Teller und es reisst einem hin und her es zu essen und ja dazu zu sagen oder es zu verschmähen und so das opfer nicht wertzuschätzen.
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mr_protect
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Re: Ethisch leben?!

Beitrag von mr_protect »

Da hast du recht, es ist wirklich ein Dilemma. Wo wären wir wohl ohne all die Opfer? Wahrschinlich auf dem Stand vor 20 oder 30 Jahren. Aber wäre jemand deswegen traurig? Vermutlich nicht...

Doch die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern. Die Frage ist was kann man für die Zukunft tun? Ich möcht aber nicht auf meinen Computer oder Ferien in Asien verzichten...
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